Geringeres Defizit als erwartet

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Stellvertreter zogen Halbjahresbilanz.

Rhein-Kreis Neuss. Landrat Hans-Jürgen Petrauschkehat schon schlechtere Zeiten erlebt: Die Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 ist halbwegs gut überstanden, die Arbeitslosenzahlen liegen stabil bei 6,3 Prozent, für 2012 wird eine Fünf vor dem Komma angestrebt. Zudem bescheinigt eine Unternehmensbefragung der Hochschule Harz, an der 350 Firmen aus dem Rhein-Kreis Neuss teilnahmen, dem Standort in vielen Kategorien Bestnoten. „Das motiviert uns“, freut sich Petrauschke. In ihrer Halbjahresbilanz griffen der Landrat und sein Stellvertreter Jürgen Steinmetz gestern aber auch noch andere Themen auf:

Sport: Bei der Sportförderung und im Spitzensport sieht sich der Kreis auf einem guten Weg. Anders als bei den Olympischen Spielen in Peking, wo mit Säbelfechter Nicolas Limbach nur ein einziger Athlet aus dem Rhein-Kreis Neuss am Start war, könnte nun mehr als ein halbes Dutzend Spitzensportler aus dem Kreis in London antreten. Das Perspektivteam Olympia 2012 soll am 6. September vorgestellt werden. Was den Sportdezernenten Steinmetz besonders freut: Nach monatelanger Arbeit ist der Kreis jetzt als NRW-Leistungssportzentrum anerkannt worden.

Ebenso positiv: Die neue Ringerhalle am Willy-Brandt-Platz in Dormagen, in Massivbauweise und mit Trapezblechdach errichtet, steht kurz vor der Fertigstellung. Nur mit der Halle kann der Leistungsstützpunkt für weibliche Ringer auch nach den Olympischen Spielen 2012 erhalten bleiben.

Soziales: Nach rasch aufkeimender Kritik an der Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets für bedürftige Kinder zieht Jürgen Steinmetz aktuell ein positives Fazit: 10 028 von 16 000 Leistungsberechtigten hätten bislang Anträge eingereicht, um von Gutscheinen und Geld für Ausflüge, Schulessen oder Nachhilfe zu profitieren. „Das ist ein Grad von 62 Prozent“, sagt Steinmetz und nimmt seinen Kritikern den Wind aus den Segeln.

Schulsozialarbeiter beugen in vielen Fällen Konflikten vor und verhindern Gewalt an den Schulen. 15 neue Fachkräfte werden kreisweit zum kommenden Schuljahr eingestellt.

Wirtschaft: Der Kreis ist Heimat vieler erfolgreicher Unternehmen. Petrauschke: „Wir sind stark von der Chemieindustrie geprägt, haben aber einen breit gefächerten Branchenmix.“ Das sei ein Vorteil in Krisenzeiten.

Zahlreiche Termine bestimmen in den kommenden Monaten den Kalender der Wirtschaftsförderer: Existenzgründertag (15. Oktober), Wirtschaftsforum zum Thema China (8. November) und Expo Real (4. bis 6. Oktober). Auf der Immobilien-Messe in München will der Kreis 15 Projekte (Steinmetz: „So viele wie noch nie“) vorstellen.

Finanzen: Der Kreis war mit schlechten Zahlen ins neue Jahr gestartet. Da drohte ein geplantes Defizit von 12,5 Millionen Euro. Nun könnte das Minus mit 10 Millionen Euro etwas geringer als befürchtet ausfallen, sagt Petrauschke zuversichtlich: „Die Entwicklung ist leicht günstiger als gedacht.“ Auch im nächsten Jahr könnte es besser aussehen: Mit fünf Millionen Euro will der Bund den Kreis bei den Kosten der Grundsicherung entlasten.

Feuerwehr: Möglichst bald soll ein Nachfolger für Kreisbrandmeister Reinhard Seebröker gefunden werden, der zur Werkfeuerwehr der Universitätskliniken Münster wechselt. Zeitnah sollen daneben Feuerwehr und Rettungswesen ihre Technik auf Digitalfunk umrüsten.

Interkommunale Zusammenarbeit: Zu der Übertragung von Dienstleistungen der Städte und Gemeinden an den Rhein-Kreis Neuss, betont Petrauschke: „Der Kreis reißt sich nicht um jede Aufgabe.“ Um Kosten zu sparen, wolle man in Zukunft aber die Interkommunalität fördern. Derzeit laufen Gespräche zwischen Kreis und der Stadt Neuss zur Finanzierung der Schuldnerberatung von SKM und Diakonie.

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