Anne Behrens: Große alte Dame der Papierkunst

Anne Behrens zeigt ihre unverwechselbaren Arbeiten in der Galerie Judith Dielämmer.

Grevenbroich. Wenn Anne Behrens Schere und Papier als ideale Ausrüstung für eine Auseinandersetzung bezeichnet, dann geht es um Kunst.

Genauer um die eigene künstlerische Arbeit, der sie fast 60 Jahre ihres Lebens gewidmet hat. Um klare Formen und verblüffende Ideen; um Dinge, die andere in den Abfall geben. Seit Sonntag zeigt die große alte Dame der Papierkunst eine Auswahl ihrer Arbeiten in der Galerie Judith Dielämmer.

Anne Behrens ist heute 78 Jahre alt und hat fast drei Jahrzehnte lang am Grevenbroicher Berufsbildungszentrum unterrichtet und Generationen von Sozialpädagogen in die Geheimnisse der Kunsttheorie eingeführt.

Ihre Arbeiten werden an renommierten Ausstellungsorten gezeigt, so etwa im Kreiskulturzentrum Sinsteden. Anfang des Jahres zeichnete Judith Dielämmer Anne Behrens mit ihrem Kunstpreis aus.

Damit ehrt Dielämmer eine Künstlerin, die auf ihrem Gebiet neue Wege gegangen ist. Behrens’ Oeuvre präsentiert sich wie aus einem Guss, kaum eine Arbeit lässt sich vom Betrachter als Früh- oder Spätwerk datieren.

Ein Zeichen, dass die Künstlerin „unverwechselbare zeitlos aktuelle Werke geschaffen hat, die nie einer Verbesserung oder Entwicklung bedurften“, sagt Dielämmer-Mitglied Anna Neumann in ihrer Laudatio.

In der Ausstellung herrscht eine meditative Atmosphäre, es dominieren klare Strukturen und geometrische Formen. Da sind etwa quadratische Objektkästen, versehen mit typografischen Elementen und Papierschnipsel aus einem alten Schulheft.

Für andere Arbeiten bilden papierne Zuckertüten das Ausgangsmaterial. Das ockerfarbene Futter ist zu Gittern oder schmalen Streifen zurechtgeschnitten und nach außen gewölbt.

Mit Werken wie diesen hat die Künstlerin den Begriff des Scherenschnitts neu definiert. Keine Spur von den bekannten süßlichen Biedermeierbildchen, vielmehr eröffnet Anne Behrens der alten Kunstform eine neue, die dritte Dimension.

Dies gilt auch für eine Reihe weiterer Arbeiten. Manche präsentieren sich in schlichtem Papierweiß. Andere, wie die „Farbsonnen“, kombinieren Rot und Orange oder Blau und Grün. Dass die verwandten Töne an den Farbkreis von Johannes Itten denken lassen, ist kein Zufall.

Als Absolventin der Werkkunstschule hat Anne Behrens das Bauhaus ebenso kennengelernt wie die Gruppe „Zero“, bekannt durch den Nagelkünstler Günther Uecker. Beiden gemein ist der Minimalismus, den auch sie selbst konsequent beherrscht. Eine Kunstfertigkeit für sich, wie Anne Behrens betont: „Weglassen können ist gar nicht so leicht.“

“ Die Ausstellung läuft noch bis zum 2. November, Öffnungszeiten sind freitags von 18 bis 20 Uhr.

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