Auffangstation für wilde Tiere: Für die Freiheit aufgepäppelt

Schwache Tiere bekommen Hilfe im Grevenbroicher „Schneckenhaus“.

Grevenbroich. Mit dem Frühling lockt die Freiheit. Denn dorthin gehören wilde Tiere wie Greifvögel, Igel, Eichhörnchen und Wildschweine, findet Norbert Wolf, Umweltschutzbeauftragter der Stadt Grevenbroich.

Den Winter über hat er viele von ihnen — krank, verletzt oder entkräftet — in seiner Auffangstation beherbergt, die „Schneckenhaus“ heißt.

Und da war fast jeder Platz in den Ställen, Käfigen und Volieren von einem bemitleidenswerten Geschöpf belegt: der abgestürzten Fledermaus, der festgefrorenen Ziege, dem Graureiher mit Bauchschmerzen. Jetzt werden sie bald entlassen und dürfen fort.

Die beiden Frischlinge Cindy und Peanut wuseln vergnügt durch den Morast und stürzen sich gierig auf die Schalen, die mit Ferkelaufzuchtmilch gefüllt sind. Wildschweinchen Peanut war im Januar mit einer Verletzung am Hinterlauf gefunden worden.

Die Rotte hatte das Kleine zurückgelassen. Weil Wildschweine Geselligkeit brauchen, kam Cindy aus einem Tierheim dazu. „Wir können sie aber nicht mehr auswildern. Daher kommen sie in ein Wildgehege“, sagt Wolf.

In einem abgedunkelten Verschlag hat sich eine winzige Fledermaus an die Wand gehängt. Auch sie ein kurzzeitiger Gast im „Schneckenhaus“: Das Tier war unterernährt vorzeitig aus dem Winterschlaf erwacht und aus einem Dachgebälk abgestürzt. Nun lässt sich der scheue Nachtjäger auf der Station mit proteinreichen Insektenlarven päppeln.

Dramatisch verlief die Rettung einer kleinen schwarzen Ziege: Als Zwilling geboren, mühte sich die Mutter noch mit dem Zweiten ab. Da fror das feuchte Bündel bei eisigen Wintertemperaturen auf der Wiese fest. „Wir mussten sie vorsichtig ablösen und haben sie bei uns aufgenommen“, erzählt Wolf. Das Zicklein soll später wieder in sein Gehege zurück.

Die Greifvögel sind die Sorgenkinder: Bussarde, Falken, Eulen. Stramme Frostperioden haben ihnen zu schaffen gemacht. Wolf: „Sie haben Parasiten und finden im Winter wenig Futter. Das schwächt ihre Abwehr. Ein Bussard hatte kaum noch Federn und sah elendig aus.“

Norbert Wolf sieht die Arbeit im „Schneckenhaus“ als eine Art Reparaturbetrieb. „Viele Tiere würden in der Natur umkommen.“ Der Mensch verändere ihren Lebensraum so schnell, dass sie sich nicht anpassen könnten.

„Wir erwarten auch wieder viele Eichhörnchen. Wenn die Leute Bäume fällen, kullern die Kobel mit den Jungen heraus“, sagt Norbert Wolf. Gut, dass zu seinem Team auch zwei Damen gehören, die sich nachts den Wecker stellen, um den Kleinen alle zwei Stunden Fläschchen zu geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort