Ausstellung bei Dielämmer: Naturschönheit und Graustufen

Ausstellung „Strukturen“ bei Dielämmer zeigt zwei ganz unterschiedliche Sichtweisen.

Grevenbroich. „Die Natur kann man nicht toppen“, sagt Anna Neumann, „man kann nur vor ihr niederknien.“ Seit Jahren beschäftigt sich die Grevenbroicher Künstlerin mit den Details der Pflanzenwelt um sie herum. Vor allem mit solchen, die wir oft übersehen.

Ein Strauß Tulpen etwa wird für die Künstlerin erst dann interessant, wenn andere ihn schon entsorgen würden. Doch gerade im Verwelken offenbaren die Blütenblätter ihre filigranen Strukturen — und genau darauf kommt es Anna Neumann an.

Womit sich auch der Titel der aktuellen Ausstellung erklärt, die sie mit ihrer Kollegin Janice Orth in der Galerie Judith Dielämmer zeigt. „Strukturen“ heißt die Schau, die jetzt in der Galerie zu sehen ist.

Beide Künstlerinnen sind Mitglieder der Produzentengalerie. Janice Orth, 1955 geboren und seit 20 Jahren als freischaffende Künstlerin tätig, begegnet dem Ausstellungsthema mit der Technik der „Art Grisaille“. Diese so genannte „graue Kunst“ beschränkt sich auf Grau, Weiß und Schwarz. Bekannt aus der mittelalterlichen Tafelmalerei, wurde sie später von Picasso und Gerhard Richter aufgegriffen.

Eine ganz neue Interpretation der Art Grisaille liefert Janice Orth. Ihre Grautöne sind überraschend lebendig, die Bildoberflächen mit Mustern und Schraffuren aufgekratzt, die Farbschicht mit Stempeln bearbeitet. Oft durchziehen helle Linien das Bild und erinnern an einen anderen Schwerpunkt von Orths Arbeit, an ihre Lichtinstallationen. Und immer wieder erscheinen in ihren Bildern schemenhafte Gestalten, Variationen ihres Themas „Mensch im Raum“.

Anna Neumann, die als Kind stark kurzsichtig war, beschäftigte sich dagegen am liebsten mit Objekten direkt vor ihrer Nase und entdeckte so Dinge, die anderen gar nicht auffielen.

Diese Erfahrung hat auch das künstlerische Schaffen der 1950 geborenen Malerin, Fotografin und Objektkonstlerin geprägt. Überraschende Details zeigt etwa eine Fotografie von der Kanareninsel La Gomera: Was aussieht wie verwitterer Stein, ist ein Palmenstamm. Von Arbeiten wie dieser, entstanden im Jahr 2000, führt ein konsequenter Weg zu ihren neueren Werken. Die Künstlerin hat verwelkte Pflanzenteile gesammelt und auf Tafeln angeordnet: Blütenblätter, welkes Laub, die orangeroten Fruchtstände der Laternenblume und vieles mehr.

Es sind Erinnerungen an den Herbst, wie Anna Neumann sagt. „Wenn ich spazieren gehe, komme ich mit immer mit seltsamen Funden zurück“, erzählt sie. Seltsam und doch alltäglich. „All das gibt es vor der Haustür. Man braucht nur hinzusehen.“

“ Die Ausstellung läuft bis zum 19. Mai, Öffnungszeiten: freitags 18 bis 20 Uhr.

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