Firma Morpak fördert Inklusion

Normaler Arbeitsalltag für Schwerbehinderte.

Grevenbroich. Routiniert schneidet Michael Gessner meterlange Bretter zu, der 44-Jährige ist gelernter Schreiner, Parkettleger — und er ist seit seiner Geburt gehörlos. Der Kölner ist bei der Firma Morpak GmbH keine Ausnahme. Sechs der 13 Mitarbeiter des Unternehmens für Industrieverpackungen an der Alfred-Nobel-Straße sind gehörlos oder haben andere körperliche Handicaps. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) fördert den Betrieb als Integrationsprojekt — es ist das einzige dieser Art in Grevenbroich.

Seit Frühjahr besteht die Morpak GmbH im Industriegebiet Ost. Das Schwesterunternehmen einer niederländischen Firma fertigt hölzerne Transportkisten, verpackt Walzen, Maschinen, sogar Oldtimer. „Wir machen Maßanzüge aus Holz“, sagt Mitinhaber Paul Schiffers.

Den Anstoß zur Beschäftigung von Schwerbehinderten habe ein früherer Betriebsleiter gegeben. Doch auch Paul Schiffers ist für das Thema sensibilisiert. Seit einer Krankheit ist er zu 50 Prozent schwerbehindert. „Wir gehen hier mit dem Thema Behinderung unverkrampft um. Es ist wichtig, dass es keine Vorbehalte gibt“, betont Schiffers. „Wir zeigen, wie behinderte Menschen sinnvoll und effektiv in der Produktion arbeiten“, sagt der 53-Jährige.

Doch wie funktioniert die Kommunikation mit Gehörlosen? Schiffers und sein Team setzen auf einfache Mittel: „Jeder Mitarbeiter hat einen kleinen Schreibblock, auf dem er das Gewünschte aufschreibt. Auf Fotos sehen die gehörlosen Mitarbeiter, welche Produktionsschritte nötig sind. Probleme werden mit Hilfe großformatiger Moderationsblätter analysiert.“ Vorarbeiter Stefan Thiel will nun eine Gebärdensprache lernen. „Ich finde das toll“, lobt Schiffers.

Auch für andere Behinderungen werden Lösungen gesucht — für einen körperbehinderten Mitarbeiter ist beispielsweise ein Stehsitz an einer Maschine geplant. Ein Unterschied zu manch anderem Betrieb: „Wir verzichten zum Teil auf Automation, fertigen mehr in manueller Arbeit“, so Schiffers.

Morpak arbeitet mit Jobcentern zusammen, Unterstützung gibt es zudem vom LVR. Der fördert die Firma als Integrationsprojekt. Für zusätzlichen Betreuungsaufwand gibt es 13 000 Euro 2014, danach jährlich mehr als 27 000 Euro. Außerdem gewährt das LVR-Integrationsamt 60 000 Euro Investitionszuschuss. „Wir müssen jede Investition, die gefördert werden soll, begründen, und einen Eigenanteil von 98 000 Euro leisten“, so Paul Schiffers. LVR-Sprecherin Katharina Landorff erklärt: „Wir würden gern mehr Firmen wie Morpak fördern. “

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