Galerie Dielämmer zeigt Werke von sechs Künstlern

Stillleben mit belegten Broten

Grevenbroich. Stillleben — wer denkt dabei nicht an langweilige Ölschinken? Was zeitgenössische Künstler dem scheinbar verstaubten Genre entlocken, zeigt jetzt die Galerie Judith Dielämmer.

Mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln und ganz verschiedenen Konzepten haben sich die sechs Künstler dem Thema angenähert: Neben Malerei und Fotografie ist auch Videokunst vertreten. Stillleben als Video — das ist doch ein Widerspruch in sich?

Nicht unbedingt, ist Galeriemitglied Janne Gronen überzeugt, auf deren Idee die Ausstellung hatte und die fünf Videoarbeiten beigetragen hat. Tatsächlich gelingt ihr mit den Kurzfilmen der Spagat zwischen Ruhe und Bewegung, zwischen zufälligen und inszenierten Motiven. Eine Wäscheleine im Frühlingswind; ein voller Abfallbehälter im fahrenden Zug; ein offener Kühlschrank, dessen Tür sich allmählich schließt.

Dieter Stürmann, ebenfalls Mitglied bei Judith Dielämmer, zeigt Fotografien vom Frühstückstisch. Seit Jahren hält er seine Kreationen vor dem Verzehr mit der Kamera fest. So sind unzählige Bilder von belegten Broten entstanden. Dass sie nicht mit professionellen Food-Fotografien verwechselt werden, dafür sorgen kleine Farbverfremdungen.

Auch der Maler Hubert Schäfer hat seine Motive in der Alltagsumgebung entdeckt. Alte Keilrahmen und Regale voller Schraubgläser und hat er zu einem Triptychon vereint.

Direkt vom Wochenmarkt ins Atelier sind die Modelle von Klaus Sievers gewandert. Mit ihm dunklen Hintergrund erinnern seine Obst- und Gemüsegemälde an die alten Meister. Und doch gibt Sievers dem scheinbar Altbekannten einen neuen, humorvollen Dreh, lässt Mandarinen und Trauben fast menschlich erscheinen. Wo genau Michaela Masuhr mit der Kamera unterwegs war, wird sie kaum verraten. Sicher ist nur: Es handelt sich um ein Hotel, dessen Interieur die Motive für ihre Fotografien lieferte. „In den klassischen Stillleben gibt es viele Symbole für Erotik und Vergänglichkeit“, erklärt die Künstlerin. „Wenn man genau hinschaut, kann man sie auch hier entdecken.“

Dass von Renate Ziegelers künstlerische Anfänge in der Grafik liegen, ist ihren Gemälden deutlich anzusehen. Die fotorealistischen Arbeiten sind fast völlig auf Schwarz-Weiß-Kontraste reduziert. Wie Zufallsfunde wirken die Motive, etwa ein Knäuel Paketschnur oder hingeworfene Kleidung. Doch weit gefehlt, erklärt die Künstlerin: „Wenn ich mit der Arbeit beginne, ist das Bild im Kopf schon fertig.“ Keine Frage, Stillleben sind hochmodern, wie die Ausstellung zeigt. Das hat auch Janne Gronen im Laufe der Vorarbeiten immer wieder erfahren. „Sie machen in der heutigen Zeit ein Angebot der Ruhe.“

“ Die Ausstellung „Stillleben“ in der Galerie Judith Dielämmer läuft bis 9. August, Öffnungszeiten: freitags von 18 bis 20 Uhr oder nach Vereinbarung, 2 0177/6 76 25 41.

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