Historisches ohne Hindernisse

VR-Amt für Denkmalpflege veranstaltet Tagung: „Denkmalschutz und Barrierefreiheit“.

Grevenbroich. Hinter dem weißen Tor erstreckt sich eine herrschaftlich anmutende Parklandschaft — Hinweis darauf, dass das prächtige Gebäude einst als Schloss genutzt wurde. Erst seit 1964 leben wieder Mönche im Kloster Langwaden. Besuchern steht es offen, sie können die Räume und die Grünanlagen besichtigen — sowohl im Rollstuhl als auch mit Kinderwagen ist der Besuch komfortabel möglich. Zum Eingang hin führt nicht nur eine Treppe, sondern auch eine flache Rampe; die Gartenwege sind eben und breit gestaltet.

„Wir haben etwa 80 000 erfasste Denkmäler im Rheinland. Etliche haben keine Barrieren, bei manchen ist die Barrierefreiheit bereits nachträglich erwirkt worden“, sagt Landeskonservator Udo Mainzer vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland. Dennoch ist noch viel zu tun. „Barrierefreiheit gehört zu den Menschenrechten.“ Ludger Sutthoff, ebenfalls vom LVR-Amt: „Das ist kein Randthema. Der Bedarf wird zunehmen, nicht nur im Hinblick auf die Alterspyramide. Barrierefreiheit hat auch etwas mit Komfort zu tun.“

Am Montag trafen sich rund 150 Teilnehmer zu den 12. Kölner Gesprächen zu Architektur und Denkmalpflege im Kloster Langwaden. Ihr Thema: „Denkmalschutz und Barrierefreiheit“. „Die Denkmalpflege zielt darauf ab, menschliche Leistungen zu würdigen“, erklärt Mainzer. „Architekten und Planer sind gefragt, um Rampen zu bauen und Aufzugstürme zu errichten — und das, ohne die Merkmale des Denkmals zu beeinträchtigen. Man stelle sich nur mal das Kloster mit Wärmedämmung, Solaranlage auf dem Dach und Aufzügen an allen Kopfenden vor“, scherzt er. „Das könnte dazu führen, dass das Denkmal keines mehr ist.“

Damit junge Architekten für das Thema sensibilisiert werden, gibt es an der Fachhochschule Köln mittlerweile das Wahlfach „Barrierefreies Planen“ an der Fakultät für Architektur. Professor Norbert Schöndeling von der FH Köln weiß um die Schwierigkeiten, Denkmäler barrierefrei zugänglich zu machen: „Es fängt beim historischen Pflaster vor einer Kirche an. Es passt zum Gebäude, ist aber ein Hindernis für Menschen mit Rollator oder Kinderwagen. Die Lösung könnte ein Weg aus glattem Stein sein, der sogar Sehbehinderten Orientierung bietet.“

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