Indianertal: Ärger um Mountainbiker

Seltene Vögel werden massiv gestört, Hainbuchen sind in Gefahr. Verwaltung sucht neue Strecken.

Grevenbroich. Naturschützer schlagen Alarm: Mountainbiker, Motocross-Fahrer und Quad-Fans haben das „Indianertal“ auf dem Welchenberg als Trainingsstrecke in Besitz genommen — mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Frische Quad-Spuren mitten in dem Landschaftsschutzgebiet sind für Revierförster Frank Wadenpohl mittlerweile zum altäglichen Anblick geworden. Die Fahrspuren haben sich so tief ins Gelände gefressen, dass der Revierförster„irreversible Schäden“ diagnostiziert.

Durch die vielen flächigen Fahrspuren wurde die obere Humusschicht so weit abgetragen, dass selbst ausgewachsene Bäume den Halt verlieren. Dabei handelt es sich nicht um irgendwelche Bäume, erklärt Förster Frank Wadenpohl. Eines der ältesten natürlich gewachsenen Hainbuchen-Gebiete im Stadtgebiet sei in Gefahr.

„Wir sprechen hier nicht von Kindern und Jugendlichen“, betont Wadenpohl. „Die sind am einsichtigsten.“ Probleme machen nach seiner Erfahrung vielmehr die Erwachsenen, semiprofessionelle Sportler, die aus der weiteren Umgebung zum Training anreisen, und „auf Kosten der Allgemeinheit und der Spaziergänger ihr exzessives Hobby ausüben“, kritisiert auch der städtische Umweltschutzbeauftragte Norbert Wolf.

Nicht weniger als fünf Abfahrsrouten haben die Sportler angelegt — trotz Verbot. Die so genannten Trails werden auf einer Website beschrieben, auf Fotos und Videos halten die Sportler ihre halsbrecherischen Abfahrten fest. „Da kann man sich nur wünschen, dass man denen nicht als Spaziergänger über den Weg läuft“, sagte Wolf.

Nicht nur erholungssuchende Menschen werden so aus dem „Indianertal“ vertrieben. Auch Tiere lassen sich kaum noch blicken. Seltene Vögel, die in dem Areal eine letzte Zuflucht gefunden hatten, werden im Brutverhalten massiv gestört, wie Wolf immer wieder feststellen muss. Die Folge: Bei Steinkauz, Nachtigall und anderen Arten bleibt der Nachwuchs aus.

Um die Raser aufzuhalten, hat Wolf die widerrechtlichen Trainingsstrecken mit Zweigen blockiert. Für weitere Gegenmaßnahmen haben sich Vertreter des Umweltausschusses am Mittwochabend ausgesprochen. Ein härteres Eingreifen der Polizei forderte Detlef Igné für die SPD. Hans-Wilhelm Phillips (CDU) wies darauf hin, dass es im ehemaligen Tagebau Garzweiler bereits ein offizielles Motorsportgelände gibt. Deshalb brauche die Stadt für diese Gruppe keine Alternativen zum Indianertal schaffen.

Für jugendliche Mountainbiker will die Stadtverwaltung nun nach neuen Strecken suchen. Erste Vorschläge gibt es vielleicht schon in der nächsten Sitzung, des Jugendhilfeausschusses, so der Technische Beigeordnete Werner Hoffmann.

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