Stadtpark-Bäume werden Kunstobjekte

Kunstverein und die Stadt planen wieder ein gemeinsames Open-Air-Projekt: Im nächsten Sommer werden die Düsseldorfer Künstler Barbara Esser und Wolfgang Horn die Bäume des Stadtparks in textile Skulpturen verwandeln.

Grevenbroich. Der Stadtpark wird im nächsten Sommer wieder zu einem Open-Air-Ausstellungsort. Die beiden Düsseldorfer Künstler Barbara Esser und Wolfgang Horn werden 20 Bäume mit farbigen Bändern einspinnen und sie in textile Skulpturen verwandeln. Den Auftrag dazu haben sie vom Grevenbroicher Kunstverein erhalten. „Das wird unser Beitrag zum 20. Jahrestag der Landesgartenschau sein“, sagt Vorsitzender Hans-Rainer Willmen.

Esser und Horn hatten 2012 unter dem Titel „beSToff“ die erste große Ausstellung im neugestalteten Museum der niederrheinischen Seele bestritten. Von Juli bis September 2015 kommt das Duo zurück in die Schlossstadt — mit einer ungewöhnlichen Aktion. „Wir werden die Bäume im Stadtpark auf unterschiedliche Art und Weise in textile Skulpturen verwandeln“, erklärt Wolfgang Horn. Schmale Gurtbänder in unterschiedlichen Farben, die eigens für das Projekt in einer Wuppertaler Weberei angefertigt werden, sollen fächer- und ringförmig an den Stämmen und Ästen angebracht werden — „zum Teil bis in 18 Meter Höhe“, sagt Horn.

Einen Vorgeschmack auf ihre Aktion geben die beiden Künstler schon auf der Video-Plattform „Youtube“ im Internet. Eine 3D-Animation zeigt, wie sich Esser und Horn ihren „textilen Park“ vorstellen. Mit einer Einschränkung: „Wir sind ursprünglich von 50 Bäumen ausgegangen. Aus Finanzierungs-, aber auch aus Zeitgründen haben wir uns zwischenzeitlich aber auf 20 Bäume beschränkt“, berichtet Wolfgang Horn. Er geht davon aus, dass die Installation etwa zweieinhalb bis drei Wochen in Anspruch nehmen wird: „Wir müssen Gerüste aufbauen, uns zum Teil mit Hubsteigern in die Bäume heben lassen — das dauert seine Zeit.“ Momentan arbeiten die beiden Düsseldorfer Künstler an einem Farbkonzept, in der nächsten Woche werden sie Abstimmungsgespräche mit dem städtischen Grünflächenamt führen.

Das Kunstprojekt hat einen direkten Bezug zur industriellen Geschichte Grevenbroichs. Es soll an die Textilindustrie erinnern, die bis 1956 auf der heutigen Stadtparkinsel angesiedelt war. Die Firma Erckens & Co. betrieb dort mehr als 80 Jahre lang eine Weberei, deren Bauten auch heute noch das Bild nahe der Erft prägten. Etwa die alte Maschinenhalle, die im Vorfeld der Landesgartenschau zur Stadtbücherei umgebaut wurde. Oder das alte Waagehaus, das die Zentrale der Volkshochschule beherbergt.

Die Villa Erckens, der ehemalige Sitz des Textilindustriellen Oskar Erckens, wird ebenfalls in das Projekt mit einbezogen: „Dort werden wir in einer Art ,Making of’ zeigen, wie sich das Kunstprojekt entwickelt hat — also von der ersten Idee bis hin zur Verwirklichung“, berichtet Wolfgang Horn.

Nach dem „Wundergarten des Lichts“ (2007), den „Inseln des Lichts“ (2011) und den „Fahnen im Wind“ (2013) realisiert der Kunstverein auch sein viertes Stadtpark-Happening mit Hilfe von Sponsoren und Unterstützung der Stadt. Der Grevenbroicher Kulturdezernent Michael Heesch ist begeistert von diesem Projekt: „Diese Zusammenarbeit mit einem Verein ist einfach großartig, vor allem in Zeiten knapper Kassen. So etwas darf ruhig Nachahmer finden.“

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