Steine im Schwebezustand

Im Rahmen des Neujahrsempfangs der Galerie Dielämmer wurde der Künstler Jürgen Zaun geehrt.

Grevenbroich. Eine „magische Wirkung“ erlebte die Künstlerin Inge Harms, als sie vor Jahren erstmals Bekanntschaft mit Jürgen Zauns Skulpturen machte. Auf einer Fläche von drei Quadratmetern lag da eine Kette aus dicken, behauenen Steinen, wie Perlen aufgereiht. „Aber gerade die Schwere der Kette erzeugte den Eindruck von Leichtigkeit“, erinnert sie sich noch heute fasziniert.

Inge Harms ist Mitglied der Galerie Judith Dielämmer, die den Künstler Jürgen Zaun im Rahmen ihres Neujahrsempfangs mit dem jährlich verliehenen Kunstpreis „Appelkitsch“ ehrte. Der Zauber des Paradoxen zeichnet Zauns Arbeiten über die Jahre hindurch aus, wie Inge Harms in ihrer Laudatio ausführte.

Jürgen Zaun ist in der Kunstszene der Region kein Unbekannter. Schon in der gerade zu Ende gegangenen Ausstellung „Dielämmer 2010“ war Zaun mit einer Arbeit vertreten. Bei der gezeigten Konstruktion aus rundlichen Granitsteinen und Schieferbalken, geht es wie oft bei seinen Arbeiten, um Balance, erklärt der Neusser, der sich zunächst zum Steinbildhauer ausbilden ließ und seit 1986 als Künstler tätig ist.

Seine Skulpturen waren unter anderem im Clemens-Sels-Museum zu sehen. Außerdem nahm er von 1987 bis 2008 an der Jahresausstellung der Alten Post in Neuss teil und präsentierte 2010 ausgewählte Werke in der Versandhalle. Die Galerie Judith Dielämmer zeigt ab April eine Einzelausstellung von Jürgen Zaun. Wie bisher, wird er auch dort auf einfache Deutungen seiner Arbeiten verzichten. „Ich überlasse dem Betrachter, was er darin sieht“, so der Künstler.

Klarer gefasst ist dagegen Jürgen Zauns nächstes größeres Projekt, das im Frühjahr fertiggestellt werden soll. In Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Holzbüttgen hat der Künstler eine Skulptur für den Ort entworfen. Im Mittelpunkt steht natürlich die Spannung zwischen Schwere und Balance.

Kernstück der 4,50 Meter hohen Konstruktion ist ein Granitbrocken mit den Maßen von 1,40 mal 1 Meter, den Zaun zurzeit am Fundort in Alsdorf bearbeitet. Obwohl der Stein zwei Tonnen wiegt, bringt Jürgen Zaun auch ihn zum Schweben: Auf fünf filigranen, überkreuzten Stahlstäben.

Die Symbolik ist schnell erklärt und lässt dennoch viel Raum für eigene Ideen, erläutert der Vorsitzende des Förderkreises Holzbüttgen, Franjo Rademacher: „Der Stein steht für die Stadt Kaarst, die Stäbe für die fünf Ortsteile. Alle zusammen können das große Gewicht halten, aber wenn einer wegbricht, gerät das ganze Gefüge ins Wanken.“

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