Herkulesstaude & Co: Gefährliche Pflanzen auf der Wiese

Viele Pflanzen in der Region sehen schön aus, sind aber giftig für Mensch und Tier. Zwei Beispiele.

Rhein-Kreis Neuss. Dass Johannes Pannenbeckers Pferde zufrieden auf der Weide grasen können, erfordert Arbeit. Vor allem giftiges Unkraut wie das Jakobskreuzkraut machen ihm und seinen Mitarbeitern im Sommer das Leben schwer. Denn nicht alle Pflanzen, die schön aussehen, eignen sich für einen Blumenstrauß geschweige denn als Futter für Tiere.

„Zum Glück sind Pferde sehr selektive Fresser“, sagt der Kaarster Pferdewirt. Und die kleine gelbe Blüte des mittlerweile sehr verbreiteten Jakobskreuzkrauts mögen sie gar nicht. „Da kann das ganze Gras abgefressen sein, nur das giftige Unkraut steht dann noch auf der Weide.“

Das Problem sei ein anderes. „Wenn man das Unkraut nicht entfernt, vermehrt es sich und sät sich auf den Heuflächen ein“, sagt Pannenbecker. „Im Heu können die Tiere die Pflanzen nicht mehr wahrnehmen und fressen sie mit.“ Die Folge: Magen- und Darmbeschwerden, Krämpfe, starke Leberschädigungen.

Bei akuten Vergiftungen tritt der Tod der Weidetiere innerhalb weniger Tage ein, bei chronischer Vergiftung oft erst nach Wochen oder Monaten, warnt das Veterinäramt des Rhein-Kreises auf seiner Internetseite. „Die Pferde können das Gift nicht abbauen wenn es einmal im Organismus ist“, weiß Pferdewirt Pannenbecker. Neben Pferden seien auch Rinder gefährdet. Schafe und Ziegen seien meist weniger empfindlich, so das Veterinäramt. Eine Behandlung durch einen Tierarzt ist aussichtslos.

Auf dem Hof von Jörg Pannenbecker ist es bisher noch zu keinem Vergiftungsfall gekommen. Dafür tut er einiges. „Es ist viel Arbeit die Weiden zu pflegen“, sagt er. Viele Privatleute, die sich ein oder zwei Pferde im Garten hinterm Haus halten, schätzen das falsch ein. „Wenn das Gras einmal abgefressen ist, dann wächst eben nur noch Unkraut und vermehrt sich unkontrolliert in der ganzen Region, wenn man es nicht entfernt.“

Auch die Herkulesstaude hat als Giftpflanze in den letzten Jahren für Aufregung gesorgt. Der so genannte Riesen-Bärenklau breitet sich seit dem 19. Jahrhundert in Europa aus und kann einheimische Arten durch die großen Blätter leicht verdrängen. Ehemals aus dem Kaukasus eingeführt und als Zierpflanze verwendet, kommt sie inzwischen zunehmend in der freien Landschaft vor.

Im Rhein-Kreis ist sie vor allem in der Nordkanalniederung zwischen Schiefbahn und Kaarst verbreitet. Hier bekämpft die Biologische Station die Bestände. Auf öffentlichen Wegen und Straßenrändern, an denen Bürger mit der Pflanze in Berührung kommen könnten, ist die Stadt in der Pflicht sie zu entfernen.

Die oft mannshohe Staude vermehrt sich durch das hohe Samenprotenzial schnell, warnt die Biologische Station des Rhein-Kreises. Die Gefahr steckt in den Pflanzensäften in den Stängeln und den Haaren auf den Blättern. Das darin enthaltene Gift Phototoxin ruft auf der Haut schwere Verbrennungen hervor, die nur langsam abheilen.

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