Hommage an Marianne Langen

Die Langen Foundation begeht den 100. Geburtstag ihrer Gründerin mit einer erlesenen Schau klassischer und fernöstlicher Kunst.

Rhein-Kreis Neuss. Die Langen Foundation auf der Raketenstation feiert ihre Mitbegründerin Marianne Langen (geboren am 7.12.1911 in Berlin) mit einer Blütenlese hochkarätiger Werke. Offensichtlich war Marianne die treibende Kraft in der Familie, wenn es um die Anschaffung neuer Werke ging. Hier stand eine Frau ihren Mann.

Sie hatte Fotografie am berühmten Lettehaus studiert und besaß jenes Adlerauge, mit dem sie die das Erstklassige vom Rest der Gemälde und Skulpturen aus Asien, Europa und Lateinamerika unterscheiden konnte. Tochter Sabine Langen-Crasemann meint: „Sie traf viel schnellere Entscheidungen als mein Vater.“

Madame war aufgeschlossen, lebensfreudig und neugierig. Sie machte schon als Mädchen ihre erste Weltreise, bevor sie 1940 ihren Viktor heiratete. Ihre Tochter beschreibt sie so: „Viktor war für meine Mutter viel zu ernst. Sie war eine rheinische Frohnatur. Sie war klein, leicht pummelig und rothaarig, ihr Viktor war ein großer, hagerer Mann.“

Beide Eheleute kamen aus guten Verhältnissen. Sein Großvater war jener Eugen Langen, der maßgeblich an der Erfindung der Wuppertaler Schwebebahn und des Otto-Motors beteiligt war. Vater Langen besaß eine Schraubenfabrik in Krefeld. Aber auch Marianne kam aus reichem Haus, die Firma Ehrenreich gehörte dazu. Als Mariannes Lieblingsbruder im Krieg fiel, übernahm Viktor die Fabrik für technische Autoteile, Lenkgestänge und hydraulische Vorderrad-Aufhängungen, meldete diverse Patente an, bediente fast alle Automarken und eroberte auch den asiatischen Markt. Als Präsident der Düsseldorfer IHK spielte er jahrelang die „erste Geige“, was ihn nicht davon abhielt, mit seiner Marianne täglich vierhändig Klavier zu spielen.

Was für eine Vitalität in Marianne steckte, wird in ihren Tagebüchern lebendig, mit deren Zitaten der Katalog bestückt ist: „Wir wollten immer die großen Kulturen der Welt mit den eigenen Augen sehen“, ist da zu lesen. „Bei dem Wellnesswahnsinn von heute hätten meine Eltern Zustände bekommen,“ fügt die Tochter hinzu.

Nun haben die Kinder und Enkelkinder zum Geburtstag ihrer Marianne einen langen, lila Teppich ausgelegt („Die Mutter liebte die Farbe“). Er führt an einer zarten Marianne-Zeichnung von Andy Warhol vorbei, das dazu gehörende Gemälde der Sammlerin hängt im Erdgeschoss. Der Teppich endet bei einem Picasso, neben dessen Frauenbildnis von 1941 ein „Bambusbild“ von Sigmar Polke hängt. Tochter Langen-Crasemann berichtet, wie gut sich Sigmar und Marianne verstanden. „Die hatten denselben Witz und nahmen die Welt nicht so tierisch ernst“, sagt sie. Die Nachbarn von Picasso und Polke sind ein kolossaler Holzvogel aus Thailand und eine Skulptur der Louise Bourgeoise, die Marianne noch nach dem Tode ihres Mannes kaufte.

Die „Hommage an Marianne Langen“ ist eine hochkarätige Schau, die die klassische Moderne mit Buddha-Köpfen, Khmer-Skulpturen, einer 3000 Jahre alten Steinmaske aus Peru und präkolumbianischen Schätze vereint. Ein goldener Nasenring, den Marianne als Brosche am Revier zu tragen pflegte, ist nun auf die Tochter übergegangen. Sie wird ihn zur Vernissage am Sonntag tragen.

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