Ärger-App: Bedenken wegen Anonymität

Eigener Mängelmelder für Kaarst stößt bei Politik und Verwaltung auf Skepsis.

Kaarst. Es geht um Schlaglöcher, wilde Müllkippen oder verdreckte Straßenschilder. Solche Mängel im Stadtbild lassen sich in Dormagen seit August mit dem Smartphone per App inklusive eines hochgeladenen Fotos an die Verwaltung versenden. Per GPS erhält die Stadt auch gleich eine exakte Positionsangabe.

In Kaarst hatten Grüne und SPD im Hauptausschuss ebenfalls die Einrichtung eines solchen Mängelmelders beantragt. Doch die Verwaltung betrachtet eine Einführung mit Skepsis, und selbst der SPD kamen plötzlich Zweifel. Denn erstens sei die Einrichtung für eine Kommune keineswegs kostenlos, zweitens würden die Meldungen anonym gesendet. Hinzu komme die vertragliche Bindung der Stadt an den Anbieter. „Das ist halt freie Marktwirtschaft“, fand der Grüne Christian Gaumitz.

Dass Bürgermeister Franz-Josef Moormann anschließend fast ein wenig die Fassung verlor, lag an der gewährten Anonymität bei dem Verfahren. „Ich mag ja als altmodisch gelten, aber ich trete mit meinem Gegenüber immer noch lieber direkt in Kontakt. Auch wenn das im Zeitalter des Internets als nicht mehr zeitgemäß erscheinen mag“, erregte sich das Stadtoberhaupt und verwies auf den bisher geltenden Grundsatz der Verwaltung, dass anonyme Eingaben allenfalls „diskret beachtet“, jedoch in der Regel keine weiteren Maßnahmen nach sich ziehen würden.

Prinzipiell, so führt die Verwaltung in ihrer Vorlage weiter aus, stünden dem Bürger schon jetzt zahlreiche Wege zur Verfügung, um Anliegen vorzutragen: schriftlich, telefonisch, per Mail oder als Eintrag in das Gästebuch auf der städtischen Internetseite — aber eben bitte mit Nennung des Namens.

Darüber hinaus überlege die Verwaltung, ob man nicht an der digitalen Kommunikation in sozialen Netzwerken partizipieren solle. Auch das wäre dann eine Möglichkeit, Mängel zu übermitteln. Nicht zuletzt würden seitens der ITK Rheinland Überlegungen laufen, eine eigene App „Mängelmelder“ zur Nutzung mit dem Smartphone zu entwickeln, die es abzuwarten gelte.

Vielleicht kann aber auch die Stadt Grevenbroich als Vorbild dienen. Die hat auf ihrer Internetseite ein entsprechendes Online-Formular hinterlegt, auf dem jedoch die Angaben zur Person als Pflichtfelder angelegt sind. Einig wurde man sich im Hauptausschuss nicht. Das Thema soll bei der nächsten Datenverarbeitungs-Fachsitzung noch ein weiteres Mal auf den Tisch kommen.

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