Archivar entdeckt zufällig theologische Schrift von 1556

Historisches Werk des päpstlichen Beraters Grupperus restauriert.

Kaarst. Seit fünf Jahren kümmert sich Norbert Drüecke um das Büttgener Kirchenarchiv. Rein ehrenamtlich steigt er wöchentlich einen Vormittag lang in den Keller des ehemaligen Pfarrhauses, in dem über 2500 historische Dokumente aus dem Besitz der St. Aldegundis-Gemeinde lagern.

„Die Zeit reicht aus, um das Archiv zu verwalten und Anfragen zu beantworten“, sagt der Hobbyarchivar. Als ehemaliger Lehrer und studierter Literaturwissenschaftler haben es ihm Schriften aller Art angetan.

Ab und an betrachtet er alte Schriften eingehender. „Es war ein riesengroßer Zufall, dass ich im vergangenen Jahr ein Buch in die Hände nahm, das meine Aufmerksamkeit durch die aufgedruckte Jahreszahl 1556 weckte.

Es hatte einen stark beschädigten Einband und einen für theologische Laien unverständlichen Titel“, sagt Drüecke. „Vonn warer und pleibender Gegenwertigkeit des Leybs und Bluts Christi nach beschener Consecration, und derselben Anbettung . . . im Sacrament des Altars . . .“

Dieser Text verleiteten den Archivar, die 20-seitige Einleitung zu lesen. „Da wich die Neugier sehr schnell der Verblüffung und Ehrfurcht. Hier hat doch jemand aus Köln vor 450 Jahren den wissenschaftlichen Beweis zu einem der Grundpfeiler der katholischen Lehre geliefert“, erklärt Norbert Drüecke am Freitag bei der Vorstellung des nun restaurierten Buchs, das viele Jahrhunderte unentdeckt im Archiv schlummerte.

Johann Grupperus heißt der Autor des inhaltlich wie historisch wertvollen Werks. Wie brisant es ist, erklärt der Büttgener Archivar: „Grupperus zitiert alle hochrangigen Schriftgelehrten, Päpste und Heiligen, er nimmt Bezug auf 20 Konzile.

Er versuchte, die evangelische und die katholische Kirche wieder zu vereinigen.“ Dieser Einsatz führte ihn nach Rom, wohin er als päpstlicher Berater in Fragen deutscher Kirchenpolitik von Papst Paul IV berufen wurde. Das in Büttgen wiederentdeckte Buch existiert in nur zwei Exemplaren, das Büttgener wurde mit Unterstützung eines Sponsors innerhalb von sechs Monaten restauriert.

Es wird in Zukunft auf einem Altar im Seitenflügel der St. Aldegundiskirche gezeigt. Wie das Werk von Johannes Grupperus den Weg nach Büttgen fand, ist bisher ungeklärt. Norbert Drüecke vermutet, dass es im Kulturkampf (1871-78) von einem Büttgener Bürger gekauft und der Kirche geschenkt wurde.

Für Pfarrer Peter Seul ist das Buch ein wertvoller Fund. „Dass hier ein so altes Buch mit theologischem Inhalt die Zeit überdauert hat, ist ein Gewinn für die ganze Gemeinde.“

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