Barrierefreiheit auf einen Blick erkennen

Ein Begehungsteam soll barrierefreie Geschäfte, Restaurants oder Arztpraxen mit einem Signet kennzeichnen.

Kaarst. Der Weg in die Kaarster Rathaus-Arcaden ist kein ganz leichter: „Auch ich finde es schwer, die Türen aufzudrücken“, sagt Christian Gaumitz, Fraktionsvorsitzender der Kaarster Grünen. Nahezu unmöglich wird es für Kaarster mit Behinderungen, ältere Menschen oder Eltern mit Kinderwagen. Die Grünen haben deshalb ein Projekt in den Rat gebracht: Ein neues Signet soll zukünftig die barrierefreien Orte in Kaarst anzeigen. Das löst zwar nicht die Probleme in den Rathaus-Arcaden, doch die Kaarster könnten demnächst sofort sehen, welches Gebäude barrierefrei und damit leichter zugänglich ist.

Neu ist die Idee des Signets nicht: Das Konzept kommt aus Berlin, in Neuss wurden in diesem Frühjahr die ersten Urkunden an Notarbüros oder Apotheken verliehen. An deren Türen hängt jetzt ein gelbes Logo mit weißem Pfeil, Aufschrift: „Neuss barrierefrei“. Verliehen wird das Signet nach strengen Kriterien, wohl auch ein Grund, warum bisher nur wenige Signets verliehen wurden. Voraussetzung sind ein stufenloser Zugang, breite Türen, eine ausreichend große Bewegungsfläche im Gebäude , die Markierung von Gefahrenpunkten sowie Orientierungsmöglichkeiten für seh- und hörbehinderte Menschen.

In Kaarst soll ein Begehungsteam — bestehend aus Mitgliedern des städtischen Arbeitskreises Seniorenpolitik, ergänzt durch Menschen mit Behinderungen — über die Vergabe des Signets entscheiden. Wer sich bewirbt, wird von Mitgliedern des Teams besucht, besteht Einigkeit, bekommt der Bewerber die Auszeichnung.

Der Vorteil des Signets: „Das ist gute Werbung für die Geschäfte. Es gibt in Kaarst viele ältere Einwohner, die sich dann überlegen können, wo sie hingehen“, sagt Marianne Michael-Fränzel vom Begehungsteam. Denn Barrierefreiheit ist nicht immer auf den ersten Blick erkennbar: „Viele Gaststätten haben ihre Toiletten im Untergeschoss, das ist ein Problem für die Gehandicapten“, sagt Michael-Fränzel.

Letzte Woche wurde das Konzept im Sport-, Senioren-, Demografie- und Sozialausschuss beschlossen, jetzt muss es noch grünes Licht im Hauptausschuss und im Rat geben. Christian Gaumitz ist sich sicher, dass das Signet kommen wird, eine schnelle Einführung sei kein Problem: „Wir werden in Kaarst das Rad nicht neu erfinden und haben uns in Neuss und Berlin über deren Konzepte informiert.“

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