Bürgerbus kommt nicht voran

Der Verein fordert die Stadt zum Handeln auf. Doch die fühlt sich nicht in der Verantwortung.

Kaarst. Seit einem Jahr arbeitet Albert Butzmühlen daran, dass Kaarst einen Bürgerbus bekommt. Zwölf Monate hat er Linien geplant, Kostenaufstellungen erstellt, ehrenamtliche Helfer motiviert und Angebote eingeholt. Doch wann der Bürgerbus Menschen in den Kaarster Außengebieten abholen kann, ist weiterhin unklar.

Die Schuld liegt aus Butzmühlens Sicht klar bei der Stadt: „Alle Beteiligten haben sich für das Projekt ausgesprochen, nur die Stadt will sich nicht festlegen.“ Albert Butzmühlen hat nur Unverständnis für das Verhalten der Verwaltung übrig.

„Es gibt Bürgerbusse wie Sand am Meer. In so vielen Städten klappt das reibungslos — nur in Kaarst nicht“, ärgert sich der 67-Jährige. Dabei wird der Bürgerbus seiner Ansicht nach dringend gebraucht. Die Außenbezirke von Kaarst würden vom normalen Busverkehr vernachlässigt, besonders ältere Menschen seien die Leidtragenden. „Wir werden täglich gefragt, wann es endlich losgeht. Das zeigt doch, wie groß der Bedarf ist“, sagt Butzmühlen.

Woran es genau liegt, dass sich am Status quo seit einem halben Jahr nichts getan hat, kann Butzmühlen sich nicht erklären. In zwei Briefen hat er sich an Bürgermeister Franz-Josef Moormann gewandt, darin fordert er mehr Unterstützung durch die Stadt.

Die hält sich jedoch für den falschen Adressaten: Denn der Verein muss zunächst einen Verkehrsbetrieb als Konzessionspartner gewinnen, der dann auch die Wartung des Bürgerbusses übernimmt. Dazu hat es bereits zwei Gespräche mit den Stadtwerken Neuss (SWN), der BVR und der Rheinbahn gegeben. In den Gesprächen konnte man sich allerdings nicht auf eine Linienführung einigen, die nicht in Konkurrenz zu dem bestehenden ÖPNV-Angebot treten würde.

„Es ist Aufgabe des Vereins ein Konzept vorzulegen, das zustimmungswürdig ist. Die aktuelle Planung ist aus unserer Sicht so nicht durchsetzbar“, sagt Sebastian Semmler, Leiter des Bereichs Zentrale Steuerung.

Albert Butzmühlen sieht eine solche Einigung mit der SWN nah: „Die Gespräche mit den Stadtwerken waren sehr gut. Aber ohne ein konkretes Statement der Stadt können sie auch nichts tun“, sagt Butzmühlen.

Doch auch bei den Stadtwerken gibt man sich zurückhaltend: „Wir haben weder schriftlich noch mündlich irgendwelche Zusagen gemacht. Wir hören uns Angebote gerne weiter an, aber bisher haben wir keine Aktien in diesem Projekt“, stellt SWN-Sprecher Jürgen Scheer klar.

Mehr als 15 ehrenamtliche Fahrer haben sich bereits beim Bürgerbusverein gemeldet. Potenzielle Fahrgäste scheint es auch zu geben. Ob sie allerdings jemals gemeinsam in einem Bus sitzen werden, bleibt abzuwarten.

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