Bürgermeisterwahl: Wer kandidiert?

Die Kaarster CDU und das Fünferbündnis haben ohne Erfolg über mögliche gemeinsame Kandidatenkür beraten.

Kaarst. Am Ende wird es auf diese eine Frage hinauslaufen: Findet sich eine Persönlichkeit in Kaarst, die nicht nur die fachlichen und persönlichen Anforderungen an das Bürgermeisteramt in einer Kommune mit 42 000 Einwohnern erfüllt, sondern Parteimitglieder und Bürger auf allen Seiten die Farbe eines Parteibuchs vergessen lassen kann? Um eine Antwort auf diese Frage zu erspüren, haben sich die Parteivorsitzenden des Fünferbündnisses und der CDU am Dienstag zu einem ersten Sondierungsgespräch zur möglichen gemeinsamen Bürgermeisterkandidatenkür getroffen. Auch Bürgermeister Franz-Josef Moormann nahm als Berater an der Runde teil.

Nach dem ersten Treffen lautet die offizielle Antwort: „Vielleicht“. Die inoffizielle: „Wohl eher nicht“. Beide Seiten, so ist herauszuhören, würden sich mit einem „fremden“ Kandidaten aus den Reihen der politisch Verantwortlichen schwer tun. Und ob sich den CDU-Mitgliedern — nach jahrzehntelangem „Bürgermeisteranspruch“ — ein nicht-schwarzer Kandidat überhaupt verkaufen ließe, scheint darüber hinaus sowieso fraglich. Ein gemeinsamer Kandidat hieße ja gefühlt: Es gibt keine Wahl und auch keinen Wahlkampf.

Doch zurück zur offiziellen Sprachregelung: Ein zweites Gespräch ist nicht ausgeschlossen. Ende kommender Woche soll telefonisch geklärt werden, ob es ein weiteres Zusammentreffen gibt. Mitte Oktober hatte Bürgermeister Franz-Josef Moormann bekanntgegeben, kein viertes Mal für das Amt kandidieren zu wollen. Auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger ging das Fünferbündnis daraufhin in die Offensive.

In einem von den Parteivorsitzenden Kocay Ekici (SPD), Wilbert Schröder (Grüne), Heinrich Thywissen (FDP), Anja Rüdiger (UWG) und Josef Karis (Zentrum) unterzeichneten und an CDU-Parteichef Lars Christoph gerichteten Brief bot die politische Mehrheit der größten Partei im Rat an, den schwierigen Weg des Kandidatenfindens gemeinsam zu gehen. Die CDU nahm an. „Es war ein gutes, konstruktives Gespräch, das wir am Dienstag geführt haben“, sagt Kocay Ekici. „Dabei ging es zunächst einmal darum, das Anforderungsprofil für einen möglichen gemeinsamen Kandidaten festzulegen.“

Dieses besagt zum einen: Die fachlichen Voraussetzungen müssen stimmen. „Die Person muss von ihrer Ausbildung her in der Lage sein, eine Verwaltung mit 400 Mitarbeitern zu führen“, sagt Christoph. „Der berufliche Hintergrund muss stimmen, ein Bürgermeister muss wissen, wie Verwaltung funktioniert.“ Wünschenswert, heißt es weiter, sei zudem ein enger, wie auch immer gearteter Kaarst-Bezug. „Schwierig zu finden und vielleicht auch zu vermitteln ist jemand, der die Position des ehemaligen Stadtdirektors, also des Verwaltungschefs, mit der repräsentativen Aufgabe des Bürgermeisteramtes verbindet. Natürlich gibt es Personen in Kaarst, die das machen können, aber es ist eine relativ kleine Auswahl“, sagt Wilbert Schröder. Über Namen wurde ganz bewusst noch nicht gesprochen. Weder das Fünferbündnis noch die CDU sind schon soweit. „Wenn wir zu einer zweiten Sitzung zusammenkommen sollten, müssen gewisse Prozesse aber beschleunigt werden — dann müssen Namen auf den Tisch“, sagt Kocay Ekici. Anja Rüdiger legt sich aber zumindest so fest: „Wir als UWG haben entschieden, dass wir keinen Kandidaten aus unseren Reihen ins Rennen schicken wollen.“ Dasselbe gilt wohl auch für das Zentrum. „Ich sehe derzeit bei uns niemanden“, sagt Josef Karis, der als einziger der Parteichefs am Dienstag nicht an der Sondierung teilnahm. „Für mich persönlich muss ein Bürgermeister neutral und in der Lage sein, Kompromisse zu finden. Christian Gaumitz von den Grünen hat im Fünferbündnis unter Beweis gestellt, dass er das kann.“

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