Kaarst ist für U3-Ansturm bereit

15 Millionen Euro hat die Stadt für zusätzliche Betreuungsplätze ausgegeben. Die Konkurrenz um Erzieherinnen wächst.

Kaarst. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren sorgt in vielen Städten für Verunsicherung. Weil es keine Erfahrungswerte mit flächendeckender Betreuung von so kleinen Kindern gibt, fällt der Politik die Planung schwer. Denn niemand weiß genau, wie viele Eltern ihre Kinder schon in einem so frühen Lebensalter in Betreuung geben werden. Deshalb rechnet die Stadt Kaarst großzügig: Für 40 Prozent der Kinder im Alter bis 36 Monate will sie eine Betreuungsmöglichkeit schaffen.

Fast 1000 Kinder in diesem Alter gibt es nach aktuellen Zahlen in Kaarst. Also werden etwa 400 Betreuungsplätze benötigt. Aktuell liegt die Versorgung mit U3-Plätzen allerdings nur bei knapp über 20 Prozent. Die Verwaltung geht also fast von einer Verdopplung des Bedarfs aus — und fühlt sich für den möglichen Ansturm gerüstet.

Knapp 15 Millionen Euro gibt die Stadt dafür aus. Es bleibt ihr auch kaum eine andere Wahl: „Der Bund hat uns dieses Gesetz ohne Abstimmung vorgesetzt. Normalerweise bezahlt der, der bestellt“, kritisiert Heinz-Dieter Vogt die Bundespolitik.

Trotzdem hat der Jugenddezernent keine Angst vor dem 1. August, wenn der Anspruch auf U3-Betreuung rechtskräftig wird: „Wir sind besser aufgestellt, als andere Städte. Aber wie viel wir noch nachlegen müssen, können wir auch nicht genau sagen.“

Die bisherigen Investitionen sind vor allem in den langwierigen Aus- und Neubau von Kindertagesstätten geflossen. Doch auch, was das Personal betrifft, müssen die Städte immer früher planen: „Es wird schwieriger, Erzieherinnen einzustellen“, sagt Vogt. Der Beruf ist nicht gut bezahlt, deshalb streben ihn nicht viele junge Menschen an. Hinzu kommt, dass alle Kommunen ihr Betreuungsangebot ausbauen und dadurch die Konkurrenz um Arbeitskräfte wächst.

Etwa ein Drittel der Betreuungsplätze, vor allem für die ganz kleinen Kinder, soll durch Tagespflege abgedeckt werden. Auch dabei kann nicht kurzfristig auf die Nachfrage reagiert werden, denn die Tagespflegeeltern müssen qualifiziert werden. Trotz der etwas geringeren Konkurrenz in der Tagespflege hat die Stadt Kaarst die Vergütung von Tageseltern angehoben. „Wir sind auf die Eltern angewiesen und müssen sie so behandeln, dass sie nicht abspringen“, begründet Vogt den Schritt.

Aktuell läuft die erste Runde der Anmeldung für die U3-Betreuung ab August. Vogt: „Erst kurz vor den Sommerferien haben wir einen Überblick, wie wir wirklich dastehen.“

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