Senioren in der Welt von Chat und Facebook

Im Jugendcentrum Holzbüttgen treffen sich ältere Menschen alle zwei Wochen, um online zu gehen und sich zu unterhalten.

Kaarst. Ein Symbol erscheint unten rechts am Bildschirm. „Da, siehste. Das zeigt, dass ich kein Internet habe.“ E-Mails, Chatten und Videogespräche sind also gerade nicht möglich. Das regt nicht etwa einen 20-Jährigen auf, sondern Lu Laumen. Die 76-Jährige ist seit 2005 beim Senioren-Internet-Café im Jugendcentrum Holzbüttgen dabei.

Christel Heisterkamp (77) und Ria Vanhofen (62) stehen hinter Laumen an ihrem Rechner. Auch sie sind von Anfang an Teilnehmer des Internet-Cafés. „Es fing mit einem Word-Kurs an“, erzählt Laumen.

„Manche von uns hatten noch nie eine Maus in der Hand.“ Lu Laumen beugt sich vor und führt mit ihrer Hand eine imaginäre Maus durch die Luft. „Spiel doch mal damit rum“, habe ihr Mann gesagt. „Im Kurs hatten wir dann Solitär-Spielen als Hausaufgabe auf“, erinnert sich Vanhofen. „Selbst das hat gedauert“, weiß Laumen noch zu gut.

Ihr Sohn Peter, Leiter des Jugendcentrums, animierte die Senioren dann, ein Internet-Café zu eröffnen. Mittlerweile kommen Gäste auch aus der Ferne, um alle 14 Tage im Keller des Jugendzentrums am Lindenplatz online zu gehen und sich gegenseitig zu helfen. Alle sind über 60, die ältesten über 80 Jahre alt. Viele kämen primär wegen der Geselligkeit und nicht nur um zu surfen, so Laumen.

„Preise, Rezepte und Reisen, danach suchen die meisten“, berichtet Heisterkamp. „Und du hast dich sofort aufs Homebanking gestürzt“, wirft Laumen in Richtung Vanhofen ein, die pensionierte Bankkauffrau ist. Laumen selber schreibt am liebsten Mails und chattet mit ihrer Tochter in Nepal. „Es würde mir schon fehlen, aber abhängig sind wir nicht“, sagt Laumen.

Wichtig war den Seniorinnen, mit dem neuen Medium zurecht zu kommen. „Das kommt mit der Zeit“, sagt Vanhofen. „Hilfe brauchen wir nicht“, fügt Heisterkamp hinzu. Auch englische Schlagwörter seien weitgehend bekannt. Inzwischen haben sie auch zuhause Internet.

„Es ist eine Welt für sich, aber wir können dank unserer Lebenserfahrung differenzieren“, sagt Heisterkamp. Doch auch sie sieht, dass viele junge Menschen zu wenig Abstand zu dem Medium halten. „Die teilen Fremden alles mit und schreiben, wo sie sich aufhalten“, sagt Laumen. Auch sei es manchmal schlicht uninteressant, was mitgeteilt werde, so Vanhofen. „Ich bin zwar bei Facebook, aber ich schreib’ da nichts“, versichert Laumen.

Informationen zum Senioren-Internet-Café unter 0 2131/76 68 71.

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