Von Feuerland bis nach Alaska

Rad-Reise: Die in Kaarst aufgewachsene Swinde Wiederhold beginnt am Sonntag ihr Abenteuer.

Kaarst. Swinde Wiederhold ist 22 Jahre alt und wuchs in Holzbüttgen auf. Sie schloss ihre Ausbildung bei der Polizei ab und hatte eine Beamtenlaufbahn vor sich. Doch die schmiss sie erst einmal hin.

Anstatt in den nächsten Monaten jeden Morgen zur Arbeit auf die Wache zu gehen, wird sie aus ihrem Zelt kriechen, das Fahrrad bepacken und vielleicht auf die Anden blicken. Sonntag bricht sie auf, nach Feuerland, wo sie ihre Fahrradreise durch Amerika bis nach Alaska beginnt.

"Man muss langsam anfangen, Radfahren kann eigentlich jeder", sagt Wiederhold, die vor kurzem noch Einradtrainerin beim SG-Kaarst war. Zwei Marathonläufe liegen hinter ihr, eine besondere Vorbereitung mit dem Rad aber nicht. "Der Wille ist entscheidender."

Sie wirkt selbstsicher und unternehmenslustig, so wie jemand, der spontan aufspringt, um sich in ein Abenteuer zu stürzen. So ist auch ihre Route eher grob geplant.

"Es geht nach Norden", erzählt sie lachend. Einen genauen Plan könne man sowieso nicht einhalten. Auch zeitlich nicht. Was ihre Unterkünfte angeht, habe sie fast nichts festgemacht. "Ich möchte überwiegend zelten."

Ab und zu wird sie sich in Herbergen einquartieren, auch um an Strom und Internet zu kommen. So kann sie über ihre Internetseite von der Reise berichten. Durch ein Weltreiseforum habe sie ihren Begleiter für die Reise gefunden. "Wir werden zusammen fahren. Mal sehn, wie lange das gut geht", sagt sie bestens gelaunt.

Angst vor dem Unbekannten hat sie nicht. Wieder lacht sie. "Ich hoffe nicht, dass ich da von Tieren überfallen werde." Respekt vor der Herausforderung und Neugier, das sei das Wichtigste auf so einer Reise. Neugier zum Beispiel auf die Magellan-Pinguine auf Feuerland.

Erholung, richtiger Urlaub, das steht nicht auf ihrem Programm. Die sportliche Herausforderung und die Begegnung mit den Menschen seien die Motivation für diese "Erfahrungsreise", so die Abenteuerin, die auch schon Skandinavien und Afrika bereist hat.

Auf dem Weg von Argentinien nach Chile wird sie die Anden mit Pässen von bis zu 4000 Metern Höhe überqueren müssen. "Man akklimatisiert sich langsam", begründet sie ihren Optimismus in Erwartung dieser Steigungen.

Fahrradfahren sei keine große Leidenschaft von ihr, sie habe dieses Fortbewegungsmittel aus anderen Gründen gewählt. "Ich komme direkt mit Menschen in Kontakt und erarbeite mir alles selber", erzählt sie.

Man sei nicht isoliert wie im Auto und spüre die Umgebung intensiver. Auch die Distanz lerne man erst auf dem Rad richtig einzuschätzen.

Bei ihrem Drahtesel handelt es sich um eine Sonderanfertigung der Firma Rotor aus Leipzig. Er besteht aus einem Stahlrahmen, hat eine innenliegende Nabenschaltung und ist auf das nötigste beschränkt.

Die Beamtenlaufbahn steht erst mal in den Sternen. "Eine Wiedereinstellung ist unsicher", sagt Wiederhold. Doch auch wenn sie ihr Beruf reizt, bekümmert sie das im Moment nicht.

"Vielleicht ergibt sich auf der Reise etwas." Und was wäre das? "Mal gucken." Sie lächelt und ist mit den Gedanken wohl schon bei den letzten Vorbereitungen. "Wenn ich das wüsste, müsste ich nicht reisen."

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