Kein Islamunterricht im Kreis

Für das Projekt des Landes NRW fehlt eine ausreichende Zahl an Lehrkräften.

Rhein-Kreis Neuss. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) setzt sich für einen flächendeckenden islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache ein. Das Fach soll mit zwei Wochenstunden unterrichtet werden und versetzungsrelevant sein — wie auch katholischer und evangelischer Religionsunterricht. Nach den Sommerferien können Grundschulen das Fach anbieten, wenn sich mindestens zwölf Kinder finden, die teilnehmen wollen.

„Im Rhein-Kreis Neuss gibt es im nächsten Schuljahr keine Schule mit islamischem Religionsunterricht“, sagt Schulrat Alois Mayer auf Anfrage der WZ. Hintergrund sei vor allem das fehlende Personal. „Man muss Menschen haben, die das machen“, erklärt er. Dazu bedürfe es besonderer Fortbildungsmaßnahmen. „Wir sind allerdings bestrebt, diesen Religionsunterricht möglichst schnell umzusetzen“, sagt Mayer.

Auf einen genauen Zeitpunkt könne er sich derzeit allerdings nicht festlegen. Eine flächendeckende Versorgung funktioniere jedoch auf gar keinen Fall. Mayer: „Es wird vermutlich drei bis vier Schwerpunktschulen geben.“ An diesen müssten Eltern ihre Kinder dann anmelden.

„Ich begrüße ausdrücklich, dass es das Vorhaben eines islamischen Religionsunterrichts gibt“, meint Hakan Temel, stellvertretender Vorsitzender des Neusser Integrationsrates. „Es muss allerdings früher oder später auch umgesetzt werden.“ Die eigene Religion kennenzulernen, sei erforderlich, um auch ein Verständnis für andere Religionen zu entwickeln. Temel: „Ich halte einen islamischen Religionsunterricht an den Schulen für eine gute Ergänzung zu den Koranschulen.“

Auch Schulleiter befürworten die Einführung eines Religionsunterrichtes für muslimische Kinder. „Ich sehe einen großen Bedarf dafür“, sagt Wilhelm Handke, Leiter der Geschwister-Scholl-Hauptschule. Bereits vor einigen Jahre gab es dort einen Modellversuch mit Islamkunde in deutscher Sprache. „Dieser wurde von fast allen Kindern muslimischen Glaubens genutzt“, erinnert sich Handke. Entsprechend hofft er auf eine schnelle Einführung des neuen Fachs. Handke: „Ich habe sogar schon einen Mathematiklehrer türkischer Herkunft, der sich dafür ausbilden lassen möchte.“

Elisabeth Hüls, Leiterin der Gebrüder-Grimm-Grundschule, verweist darauf, dass sie sehr viele Schüler muslimischen Glaubens hat. „Bislang wurde der Wunsch eines islamischen Unterrichts noch nicht an mich herangetragen“, sagt die Pädagogin. „Das größte Problem besteht allerdings darin, dass es in diesem Bereich nicht viele Lehrkräfte gibt.“

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