Kreismuseum Zons: Stamm-Halter ist ein Stiefkind

Unentbehrlich: Das Kreismuseum Zons zeigt historische Christbaumständer aus der Sammlung Geldmacher.

Rhein-Kreis Neuss. Kaum ist das erste Türchen geöffnet, fliegen die Tage dahin. Der Weihnachtsbaum wird sorgsam ausgesucht, nach Hause gefahren und modisch mit Kerzen, Kugeln und Lametta in Szene gesetzt. Egal ob Nobilis- oder Nordmanntanne — in der Regel wird der Baum uneingeschränkt bewundert. Der Christbaumständer hingegen fristet eher ein stiefmütterliches Dasein und findet allenfalls Aufmerksamkeit, wenn der Baum schief steht oder gar umkippt. Dabei können die unabkömmlichen Helfer für die festliche Tanne auf eine mehr als 400 Jahre alte Geschichte zurückblicken.

Dieser Geschichte geht jetzt das Kreismuseum Zons nach. Unter dem Titel „Unentbehrlich!“ zeigt das Haus ab Sonntag um 11 Uhr historische Christbaumständer aus der Sammlung Geldmacher. Zu sehen sind erste Halterungen aus dem 17. Jahrhundert, die sich später zu fantasievollen Ständern aus Eisen und Guss entwickelt haben.

Mehr als 300 Weihnachtsbaumständer hat der passionierte Ratinger Sammler Horst Geldmacher über die Jahre zusammengetragen. Das Kreismuseum stellt eine Auswahl von 84 Exemplaren aus Gusseisen vor.

„Die Idee passt zur Ausrichtung des Hauses, die Gestaltung der Christbaumständer steht im Mittelpunkt“, sagt Museumsleiterin Angelika Riemann. Die „grünen Dinger“ sahen schließlich nicht immer so unspektakulär aus wie heute, sagt sie und lacht.

„Die einfachste Variante war ein Holzklotz oder ein Schemel mit einem Loch drin, in dem der Baum verkeilt wurde“, schildert Anna Karina Hahn, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Zonser Museum, die Anfänge. Weit verbreitet waren früher auch schlichte Balkenkreuze, in deren Mitte der Baum gesteckt wurde, oder Gefäße mit Sand und Wasser.

Erstmals erwähnt wurde ein Weihnachtsbaum, an dem Äpfel und Oblaten hingen, um 1419. Häufige Belege gibt es später bei den Bruderschaften im 16. Jahrhundert, erläutert Hahn. Ab dem 17. Jahrhundert rückte der Baum immer mehr ins Zentrum des Weihnachtsfestes. Um 1800 war es in vielen Städten bereits Brauch, eine Tanne aufzustellen. „Die Quellenlage ist allerdings dürftig, auch literarische Texte helfen kaum weiter“, sagt Hahn.

Um 1860 begannen Schlossereien damit, massive Ständer aus Eisen herzustellen — und das durchaus in Serie, in der Anschaffung aber recht teuer.

Aus dem 19. Jahrhundert stammen auch so genannte Paradiesgärtlein, die von einem hölzernen Zaun umgeben wurden. Das Gärtlein wurde mit Moos belegt, neben dem Stamm fanden Krippenfiguren, Schafe und Esel einen Platz.

Die Christbaumständer aus der Sammlung Geldmacher stammen überwiegend aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dekore und Formen sind vielfältig. Auch fantasievolle und teils filigrane Ständer für sehr kleine Bäumchen werden vorgestellt — viele sind mit Engel-, Zapfen und Blütenornamenten verziert. Manche Christbaumständer hatten bereits einen Wasserbehälter, so dass der Baum länger frisch blieb. Hahn: „Das Nebeneinander der verschiedenen Dekore zu zeigen, ist uns wichtig. Es geht darum, den Blick auf ein nicht viel beachtetes Hilfsmittel zu lenken.“

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