125 Jahre Deichverband Lank: Rheinwasser für Lanker Rübe

Deichverband Lank feiert 125-jähriges Bestehen. Hilgers wird verabschiedet.

Lank. Beinahe hätte der Deichverband Lank das historische Datum seines 125-jährigen Bestehens verpasst. Durch Zufall stieß der Historiker Mike Kunze im Meerbuscher Stadtarchiv bei seinen Recherchen für einen Beitrag zur Festschrift zum Abschluss der Deichsanierung auf drei Protokollbücher des Deichverbandes. Hier wird der 22. Dezember 1887 als Datum der konstituierenden Sitzung genannt.

„Damit sind wir noch ganz junge Leute“, sagte Deichgräf Friedrich von der Leyen schmunzelnd bei der Jubiläumsfeier in Haus Wellen, direkt hinter dem schützenden Deich gelegen. In anderen Bereichen hätte es schon Jahrhunderte lang Deichverbände gegeben.

Er konnte an diesem Abend Vertreter von Nachbarverbänden, Feuerwehr, Politik, Verwaltung und Bürgervereinen begrüßen. Er nahm den Abend auch zum Anlass, seinen Stellvertreter Wilfried Hilgers mit viel Lob zu verabschieden und dessen Nachfolger Christoph Cames, einen 52-jähriger Landwirt aus Strümp, zu begrüßen.

Der stellvertretende Bürgermeister Leo Jürgens unterstrich, dass Hochwasserschutz an solch einem großen Strom wie dem Rhein überlebensnotwendig sei. Die Gäste erfuhren jedoch auch, dass ein konsequenter Deichbau, wie er heute verwirklicht ist, vor 125 Jahren nicht unumstritten war.

In seinem Vortrag über 125 Jahre Deichverband ließ Kunze die damalige Situation Revue passieren. Im Bereich des heutigen Deichverbandes gab es nur einen so genannten Flügeldeich, der vor den Sommerhochwässern schützte, nicht aber vor den deutlich höheren Hochwasserständen im Winter. Um einen Dammbruch zu verhindern, gab es eine Schleuse, die das Wasser in die Ilvericher Altrheinschlinge einlaufen ließ.

Ein Effekt, der von den damaligen Landwirten gar nicht so ungern gesehen wurde, da das Rheinwasser für die „Lanker Rübe“ die Düngung übernahm. Zudem schätzten die Betroffenen eine normale Überflutung als weniger gefährlich als einen Dammbruch ein. Der vom Land eingesetzte Oberdeichinspektor setzte sich jedoch über ein negatives Votum der Abgeordneten der Landwirte hinweg.

Mike Kunze, Festredner

Im Zuge dieser Querelen wurde dann der Deichverband Ilverich-Lank 1887 gegründet, dessen erstes Projekt der neue Deich wurde. Das letzte Teilstück zwischen Langst und Nierst wurde 1910 gebaut, es war der Lückenschluss am preußischen Niederrhein. Doch schon 1920 nahte die Katastrophe, als bei extremem Hochwasser der Deich an der alten Ilvericher Schleuse brach, weitere Teilstücke gesprengt wurden und erneut teure Deichbaumaßnahmen durchgeführt werden mussten.

„Mit den Verstärkungen der Deiche in den 20er Jahren trat eine Zeit relativer Ruhe ein“, erklärte Kunze. Die Deiche hielten, bis Hochwasser in den 90er Jahren deutlich machten, dass die Deiche nicht mehr den modernen Anforderungen entsprachen und auch bei Hochwasser Schwächen im Deich sichtbar wurden. Damit begann das Großprojekt Deichsanierung, das in diesem Jahr, im 125. des Deichverbandes, abgeschlossen wurde.

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