Abschied von Leiterin des Lanker Jugendzentrums Atrium

Monica Wolf-Bauwens über legendäre Projekte und veränderte Jugendarbeit.

Lank. Nach 19 Jahren verlässt der Dreh- und Angelpunkt des Atriums, Monica Wolf-Bauwens, die kirchliche Jugendeinrichtung in Lank. Das Abschiedsfest mit Freunden und Kollegen ist vorbei, die Kisten füllen sich, die Spannung lässt nach.

Das Atrium hat sie, aber mehr noch hat sie das Atrium geprägt. In „ihrer Zeit“ lag die Geburtsstunde der Rockgruppe Massendefekt, es gab legendäre Konzerte, eigene Theaterstücke und Projekte mit dem Ex-Drummer der Toten Hosen, Wölli, wie das Jugendforum „Trabbi oder Ferrari — Abfahren auf die Zukunft!?“ Unterschiedliche Kulturen fanden im Atrium einen Raum.

WZ: Frau Wolf-Bauwens, wie sieht Ihr persönlicher Rückblick aus?

Wolf-Bauwens: Es war eine schöne Zeit mit viel Spaß, einem beeindruckenden und herzlichen Miteinander. Das Atrium war ein nahezu vorurteilsfreier Raum. Immer wieder fanden sich Jugendliche, die Verantwortung übernahmen und in die Arbeit eingebunden wurden. Sie haben mit viel Engagement den Laden mit am Laufen gehalten. Selbst Jugendliche, deren Weg manchmal steinig und weniger geradlinig verlief, wurden wichtige und zuverlässige Helfer.

WZ: Wie hat sich die Arbeit im Laufe der Zeit verändert?

Wolf-Bauwens: Es gab große Brüche. Der Anteil Jugendlicher wurde in der letzten Zeit geringer, der Anteil von Kindern größer. Die längere Schulzeit, das Fehlen einer weiterführenden Schule in Lank, das Freizeitverhalten mit zunehmender Technisierung führte zu veränderten Besucherströmen. Früher schaute man mal rein, heute organisieren sich Jugendliche über Medien, aber sie begegnen sich weniger.

WZ: Brauchen wir noch kirchliche Jugendzentren?

Wolf-Bauwens: Ja, aber es bedarf anderer Strategien, um auf Jugendliche zuzugehen. Sie binden sich heute kaum noch langfristig, interessanter sind Projekte und Events.

WZ: Was halten Sie vom städtischen Jugendcafé in der Fluxushalle?

Wolf-Bauwens: Es ist eine gute Ergänzung, aber in jedem Ortsteil sollten auch kleine Angebotszellen bestehen bleiben. Die Mobilität in der Region ist beschränkt und die Freunde sind vor Ort. Gut ist, dass mit der Fluxushalle ein attraktives Angebot für größere Veranstaltungen entsteht. Wichtig ist, dass Jugendliche eingebunden werden und ihnen Gestaltungsraum und Verantwortung übertragen wird. Wir müssen auch zulassen, dass Dinge mal schief gehen.

WZ: Muss die Stadt den Jugendlichen mehr bieten?

Wolf-Bauwens: Grundsätzlich ja, aber es ist nicht leicht, der zunehmenden Vereinsamung vor dem Computer etwas entgegenzusetzen. Das Konzept der aufsuchenden Sozialarbeit muss einen höheren Stellenwert bekommen, aber es bedarf auch der Anlaufstellen vor Ort.

WZ: Wie geht es mit dem Atrium weiter?

Wolf-Bauwens: Meine Hoffnung ist die Fortsetzung der Arbeit mit einem jungen, dynamischen Mitarbeiter, der all diese neuen Strömungen berücksichtigt und das Atrium mit viel Herz und Engagement weiterführt. Aber eine Klärung steht noch aus.

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