Ärger über lange Leitung

Kunden klagen über geringe Geschwindigkeit und mangelhafte Beratung.

Nierst. „Endlos glücklich“ ist Werner Schliepkorte gewesen, als ihn die Nachricht erreichte, dass jetzt neben Bösinghoven, Langst-Kierst und Ilverich auch das kleine Nierst an das DSL-Netz angeschlossen werde. Als vor zwei Wochen ein vermeintlicher Telekom-Mitarbeiter vor seiner Tür stand und ihm erklärt habe, er benötige für das schnelle Internet ein Entertainment-Paket inklusive Receiver, griff er zu.

„Das war etwas zu gutgläubig“, räumt der Ingenieur ein, „meine Frau hat mich noch gewarnt.“ Denn am Telefon habe ihm die Telekom am nächsten Tag versichert, sein alter Vertrag sei völlig ausreichend, lediglich ein leistungsstarker Router müsse her. „Wäre das nicht Aufgabe des Telekom-Mitarbeiters gewesen, zu prüfen, ob die Hardware zum neuen DSL passt, statt uns ein Produkt aufzuschwatzen, das wir gar nicht benötigen?“, fragt Schliepkorte.

Hinzu sei vergeudete Zeit in der Warteschleife der Service-Hotline gekommen, auf die versprochene Stellungnahme warte er bis heute. Immerhin: Der Router — 2,50 Euro Mietkosten im Monat — läuft, „meine Frau hat sich einen ganzen Tag dafür Zeit genommen“. Das Entertainment-Paket habe er dank geltendem Widerrufsrecht bei Haustürgeschäften wieder kündigen können. „Alles in allem ist das aber schon sehr ärgerlich mit diesen vielen Fehlinformationen. Wir haben doch alle Wichtigeres zu tun“, grummelt Schliepkorte.

Und der Nierster ist kein Einzelfall im Dorf, wie Hans-Wilhelm Webers, Vorsitzender des Bürgervereins, bestätigt. In der Bürgerversammlung hätten viele Nierster über ähnliche Belästigungen geklagt. „Bei mir waren sie auch. Ich habe diesen Menschen dann hereingebeten und gefragt, ob er wirklich Mitarbeiter der Telekom sei. Nach langem Hin und Her hat er das verneint“, berichtet Webers.

In der Bürgerversammlung waren auch zwei Vertreter der Telekom, um Fragen zu beantworten. „Die waren aber schlecht vorbereitet und keine große Hilfe“, kritisiert Webers. Zur Frage, was man tun müsse, wenn man bei einem Fremdanbieter wie Arcor oder Vodafone unter Vertrag stünde, hätten die angeblichen Fachleute nichts sagen können.

„Die Telekom ist verpflichtet, die Leitungen auch für andere Anbieter freizuschalten, das war Bestandteil der Vereinbarung mit der Stadt“, erklärt Jürgen Wirtz, Bereichsleiter Zentrale Dienste, und verweist auf ein Infoblatt, das diesen Punkt klar benennt: „Grundsätzlich bietet die Telekom auch anderen Anbietern diskriminierungsfrei einen Zugang zum neuen Breitbandnetz an.“

Bei Hans-Wilhelm Webers funktioniert DSL zwar inzwischen, von den versprochenen 16 000 Kilobit pro Sekunde könne aber keine Rede sein. „Bei ausgehenden Mails sind es 11 000, bei eingehenden sogar nur 1200.“

Ähnlich langsam funktionieren wohl auch die internen Kommunikationswege bei der Telekom. Der versprochene Rückruf der für Meerbusch zuständigen Niederlassung in Krefeld blieb gestern aus.

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