Betreiber gibt beide Altenheime ab

Die geschlossenen Einrichtungen sollen an zwei Träger gehen.

Strümp. Spektakuläre Wende im Fall der beiden wegen Pflegemängeln vom Kreis geschlossenen Altenheime in Strümp: Wie der Betreiber Marseille-Kliniken am Freitag mitteilte, sollen die Einrichtungen an neue Träger übergeben werden. Demnach soll der Seniorenwohnpark an die Meridias-Rheinstadtpflegehaus Meerbusch gehen, das Seniorenheim Medina übernehme die Parkklinik GmbH, die zur Medigreif-Gruppe gehört. Beides seien branchenerfahrene Unternehmen, betont Marseille-Sprecher Uwe Wolf. So habe Meridias vor einigen Jahren eine voll ausgelastete Einrichtung in Bochum unter ähnlichen Umständen übernommen und innerhalb kürzester Zeit aus der prekären Situation herausgeführt.

Man wolle vermeiden, dass der schwelende Streit mit dem Kreis um den „voreiligen Entzug der Betriebsgenehmigung“ auf dem Rücken der Anwohner ausgetragen werde, sagt Wolf. Das Personal werde komplett übernommen und die Bewohner — 80 Prozent stammen aus Meerbusch — könnten in ihrer vertrauten Umgebung bleiben. „Wir haben uns aus Gründen der Vernunft und der Verantwortung gegenüber unseren Bewohnern und unserem Personal zu diesem Schritt entschlossen“, fügt Dieter Wopen, Vorstand der Marseille-Kliniken, hinzu.

Derzeit würden die Marseille-Kliniken und die beiden neuen Trägergesellschaften die Übertragung vorbereiten. Vertreter der neuen Betreiberunternehmen würden sich zu Beginn der kommenden Woche beim Rhein-Kreis melden, um die notwendigen verwaltungsrechtlichen Schritte für eine Übernahme einzuleiten. „Wir hoffen jetzt auf eine kooperative Zusammenarbeit des Kreises und der neuen Betreiber“, so Wopen.

Kreis-Sozialdezernent Jürgen Steinmetz begrüßt die eingeleitete Kehrtwende des Betreibers zwar, damit sei die Kuh aber noch nicht vom Eis. „Wir müssen uns jetzt erst einmal genau ansehen, ob nicht alter Wein in neuen Schläuchen abgefüllt wird. Der Neustart muss wirklich ernst- und glaubhaft durchgeführt werden“, betont Steinmetz.

Natürlich sei eine endgültige Schließung inklusive Umzug der Bewohner nicht wünschenswert, Fakten seien mit der Mitteilung von Marseille aber keineswegs geschaffen. „Es ist eine Absichtserklärung, und davon habe ich schon viele gesehen. Wir denken weiter in allen Varianten, in trockenen Tüchern ist noch gar nichts. Das wäre auch viel zu leicht“, erklärt Steinmetz.

Am Freitagabend wurden Anwohner und Angehörige von den neuesten Entwicklungen informiert. Bereits am Donnerstag hatte sich Marseille-Vorstand Dieter Wopen in einem mehrseitigen Brief direkt an die Anwohner und auch an die Nachbarn gewandt. Darin räumt er aufgrund des Pflegenotstandes Mängel in der Versorgung der Bewohner ein. Daraufhin seien aber sofort Experten nach Meerbusch geschickt worden, um die Fehlerquellen zu analysieren und die Missstände zu beheben. Das werden dem Anschein nach nun aber andere übernehmen.

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