Bildhauer Wilhelm Habl: Ein Künstler ohne Allüren

Die Stadt ehrt den Bildhauer Wilhelm Hable mit einer Ausstellung in der Teloy-Mühle.

Meerbusch. Als die Stadt vor rund fünf Jahren ein Werkverzeichnis mit 153 größeren Bronze- und Holzplastiken von Wilhelm Hable anfertigen ließ, war der Bildhauer über diese Wertschätzung so glücklich, dass er Kulturdezernentin Angelika Mielke-Westerlage spontan eine Skulptur schenkte. Diese, eine Dame mit Hut, ist ab Sonntag, neben vielen weiteren Leihgaben, in der Teloy-Mühle im Rahmen einer Sonderausstellung der Stadt zum 90. Geburtstag des 2009 verstorbenen Künstlers zu sehen.

Hable, dessen in Meerbusch bekanntestes Werk der Nikolaus-Brunnen in Osterath ist, hat das Schnitzhandwerk von der Pike auf gelernt, war dann bei Mannesmann beschäftigt, um Geld für das Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie zu verdienen. 20 Jahre war er dort später als Dozent und Leiter des Bereichs Bildhauerei beschäftigt.

„Es hat ihm viel bedeutet, sein Wissen an Studenten weiterzugeben“, sagt sein Sohn Johannes, aus dessen Nachlass ein Großteil der in Lank gezeigten Arbeiten stammt. Eine Professur hatte Hable nicht, „es ging ihm nur um die praktische Arbeit“, erzählt der 47-Jährige.

„Mein Vater hatte das Glück, dass bei ihm Hobby und Beruf zusammenfielen“, so Johannes Hable. Allerdings habe er sich stets Vorwürfe gemacht, dass die Familie mit insgesamt drei Kindern zu kurz gekommen sei. „Er war ein sehr bescheidender und angenehmer Mensch“, bestätigt Mielke-Westerlage. Das lässt sich auch an dem Tagebuch (1945-1949) ablesen, das er im Rückblick auf seine Zeit in russischer Kriegsgefangenschaft angefertigt hat. Minuziös werden die Erlebnisse geschildert, die mit Filzstift angefertigten Zeichnungen geben jedoch keineswegs ein Bild von Leid und Elend wieder, wirken fast fröhlich.

Kein böses Wort sei von Hable zu hören gewesen, als sein Atelier am Schweinheimer Weg für andere Zwecke benötigt wurde und er seine Werke in einer Garage lagern musste. „Er hat sich arrangiert“, sagt Johannes Hable. Prägend für seine Arbeit sei sein Glaube gewesen. Als Restaurator, vor allem für gotische Altäre, habe sein Vater sich einen Namen gemacht. „Als sein Lebenswerk hat er immer die Restauraration der Stiftskirche in Kleve mit ihrem Marienaltar genannt“, sagt Thomas Cieslik von der Kulturverwaltung, der die Werkschau zusammengestellt hat.

„Mein Vater konnte nicht ohne die Kunst leben. Im Urlaub hat er in Muscheln kleines Reliefs von Meerjungfrauen geritzt“, erzählt der Sohn. Als das Geld knapp gewesen sei, habe er statt aus Elfenbein aus Knochen Figuren geschnitzt, weiß Mielke-Westerlage zu berichten. Und sogar in der Kriegsgefangenschaft habe er Krippen oder Schachfiguren angefertigt, so Cieslik.

„Er wollte seinen eigenen Stil kreieren, jedes Detail war wichtig — der Faltenwurf eines Gewandes, vor allem natürlich der Gesichtsausdruck bei den Figuren. Ich denke, dass hat er geschafft“, sagt Johannes Hable stolz über seinen Vater.

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