Bildhauer Will Brüll: Leben und Kunstbetrieb in der Mühle

Osterather Bildhauer Will Brüll ist 90 Jahre alt.

Osterath. Will Brüll ist am Dienstag 90 Jahre alt geworden. Bester Dinge arbeitet der Bildhauer in der Osterather Mühle. Er lebt zwischen vielen ihm wichtigen Büchern, liebevoll arrangierten Erinnerungen und zahllosen Modellen seiner Raumplastiken.

Bei den Edelstahlplastiken, die im Atelier und auf mehreren tausend Quadratmetern verteilt stehen, fällt auf, wie zugetan der gebürtige Viersener der Kugel ist. „Für mich der Inbegriff von Bewegung.“ Der Windkanal, den die Mühle ausbilde, habe ihn auf das zentrale Thema seines Schaffens gebracht. Seit 1963 setzen seine Stahlplastiken „Akzente im Raum“. Alles daran ist oder scheint in Bewegung. „Das liegt an der Lichtempfindlichkeit des Materials“, erklärt der Künstler. In seiner Werkstatt werden am Stahltisch Wirbel und Winden geschweißt — nach dem Kunststudium in einer Willicher Kesselfabrik erlernt —, die dann durch diverse Polierwerkzeuge ihren Feinschliff erhalten. So arbeitet Brüll faszinierende Reflektionen heraus. Am Ende verlassen meterhohe Metallskulpturen das Atelier in alle Himmelsrichtungen bis in die USA.

Ein großer Reisender sei er selbst nie gewesen. „Afrika, Kolumbien, auf Anregung meiner Frau“. Alles, was Will Brüll braucht, findet er in der Natur, bei Menschen, in Erinnerungen und Begegnungen.

Skurrile Romanzen, die wilde Zeit mit dem Kommilitonen „Jupp“ Beuys, Auszeichnungen und Ausstellungen sind so lebendig und bewegt wie seine Plastiken, wenn Will Brüll davon erzählt. Schon als Knirps modellierte der nun 90-Jährige, ihm war da „schon alles klar“. 1932 erhielt er einen ersten Preis und schnitzte auch „mit Papas Holz“, was der strenge Rektor gar nicht gern sah. Dank einer Tante, die sein Talent früh erkannte und ihn mit Materialien und Farben versorgte, konnte der kreative Skorpion seine Leidenschaft zum Beruf ausbauen.

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