CDU-Wähler stimmen für FDP

CDU verliert, FDP gewinnt deutlich, die Grünen verlieren leicht.

Meerbusch. „Keine besonderen Vorkommnisse“, meldete Meerbuschs Wahlleiter Michael Marschall am Sonntagnachmittag aus den Wahllokalen. Dabei hatte Meerbusch durchaus Chancen, Schlagzeilen zu produzieren: In der Nacht zu Samstag wollten Einbrecher ausgerechnet ins Technische Dezernat an der Wittenberger Straße in Lank, in dem alle Koffer für die Wahlvorstände bereitstanden.

Das misslang, lediglich beschädigte Glasscheiben und Scherben zeugten von dem vergeblichen Versuch. Michael Marschall bleibt da ganz gelassen: „Wenn die Koffer gestohlen worden wären, hätten wir eine Nachtschicht eingelegt. Die Wählerverzeichnisse sind das wichtigste — und davon gab es ein Duplikat und außerdem alle Daten im System.“

Unaufgeregt verlief auch der Wahlgang in Langst-Kierst. „Wenn Hunde wählen dürften, hätten wir eine deutlich höhere Wahlbeteiligung“, scherzte Bettina Scholten. Sie und die Wahlhelfer hatten am Morgen noch ganz andere Sorgen geplagt: Die Gasheizung funktionierte nicht, weshalb Ordnungsdezernentin Angelika Mielke-Westerlage höchstpersönlich zwei Heizlüfter vorbeibrachte. Ein Dixiklo gleich nebenan gab dem improvisierten Wahllokal die spezielle Note.

8308 Wahlberechtigte hatten ihre Stimmen als Briefwähler abgegeben, um 16 Uhr lag die Wahlbeteiligung bei 61,73 Prozent und damit „hauchzart“ über dem Ergebnis 2010, wie Marschall sagt.

Um 18 Uhr interessierte das im Verwaltungsgebäude am Dr.-Franz-Schütz-Platz niemanden mehr. Fassungslose Gesichter bei der CDU. „Guck mal, die freuen sich über unsere Stimmen“, sagte CDU-Parteichef Werner Damblon mit Blick auf den FDP-Jubel. Sein Parteifreund Lutz Lienenkämper war zwar am frühen Abend sicher im Landtag, die CDU in Meerbusch konnte sich aber nicht vom Landestrend absetzen. Im Gegenteil: Elf Prozentpunkte haben die Christdemokraten gegenüber 2010 verloren.

Glücklich die FDP: „Das ist für die FDP natürlich ein unheimliches Ergebnis“, so Bernd Schumacher-Adams. Er habe sich nach den schlechten Prognosen kaum getraut, an einen solchen Erfolg zu glauben. Schumacher: „Christian Lindner hat daran auf jeden Fall einen riesigen Anteil.“

SPD-Direktkandidatin Nicole Niederdellmann-Siemes zeigte sich angesichts des deutlichen Wahlsiegs ihrer Partei überwältigt: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so deutlich wird und die CDU eine absolute Wahlschlappe erleidet.“ Das zeige sich auch an ihrem persönlichen Ergebnis: „Mein Abstand zu Lutz Lienenkämpfer hat sich immerhin von 25 auf zehn Prozent reduziert.“

„Ich freue mich sehr“, bekräftigt Oliver Keymis (Grüne). Rot-Grün habe eine sichere Mehrheit, die Grünen seien im Landtag drittstärkste Kraft und hätten sich zwischen einer starken Hannelore Kraft und den Piraten behauptet, „die uns in die Zange genommen haben“. Dass die Grünen in Meerbusch zwei Prozentpunkte verloren hätten, erstaune ihn nicht, auch der stellvertretende Parteivorsitzende Jürgen Peters ist gelassen. „Mit kommt es heute wesentlich auf das Landesergebnis an.“

Piraten-Kandidat Wilhelm Frömgen ist „schwer begeistert. Ich habe im Wahlkreis mehr Stimmen bekommen als die Partei und das, obwohl mich kaum jemand kennt.“

Das Zweitstimmen-Ergebnis in der Stadt Meerbusch: Die CDU erreichte 31,7 Prozent, die SPD 29, Grüne 10,5, FDP 17,9, die Piraten 6,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 69,2 Prozent.

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