Deichsanierung: Rammbock stößt ins Erdreich vor

Mit dem Einrammen der Spundwände geht die Deichsanierung in die nächste Phase.

Büderich. Zahlreiche Staatskarossen setzten sich am Freitag zur Niederlöricker Straße in Bewegung. Die Autos aus Düsseldorf erkannte man daran, dass sie zu früh einbogen, vor dem Haus am Deich rangierten und erst dann zur Baustellenzufahrt fanden.

Dort hatte Deichgräf Claus Henning Rolfs keinen roten Teppich, aber ein weiß funkelndes Geotextilband auf die feuchte Erde spannen lassen, damit weder Staatssekretär Udo Paschedag noch Bürgermeister Dieter Spindler oder der Düsseldorfer Stadtdirektor Manfred Abrahams ins Rutschen kamen. Es galt, den ersten Spatenstich für das Einrammen der Spundwände im Rahmen der Deichsanierung in Büderich gebührend zu feiern.

Ein Spatenstich sieht allerdings anders aus als der gestrige Staatsakt. Denn keiner der Herrschaften nahm eine Schippe zur Hand. Vielmehr rammte eine meterhohe Spezialmaschine eine von vielen Spundwänden ins zwölf Meter tiefe Erdreich. Dort liegen die tertiären wasserundurchlässigen Erdschichten, die für die Sicherheit des neuen Damms nötig sind.

Die Arbeiten erstrecken sich nur auf einem Teilstück von 570 Meter Länge. Ende Oktober soll dieser Streifen fertiggestellt sein. Dann wird die Spundwand oberirdisch auf 1,30 Meter Höhe zu sehen sein und fachmännisch mit roten Klinkern verkleidet. Sie soll schön aussehen.

Anschließend ruhen die Bauarbeiten bis Ende März, denn in der Hochwassersaison darf der Deich nicht angerührt werden. Anfang April beginnt der zweite Bauabschnitt. Dann wird der Kamm in Richtung Norden (also rheinabwärts) auf 2,3 Kilometer Länge komplett abgetragen und in doppelter Breite (40 statt 20 Meter) neu aufgetragen. Er erhält einen Kern aus Kies und Sand sowie eine Lehmschürze zur Abdichtung gegen das Rheinwasser. Zum Land hin wird ein Deichverteidigungsweg als Kontrollweg angelegt. Der Deich selbst erhält mehr Erdreich, diese „Auflast“ trägt zur Festigkeit bei.

Das Land zahlt mit 12 Millionen Euro den Löwenanteil des 17,7 Millionen Euro teuren Projekts. Staatssekretär Paschedag berichtete nicht ohne Stolz, wie die Landesregierung über den Nachtragshaushalt im Vorjahr diese Summe bereitgestellt habe. Er bedankte sich zugleich für die erfolgreiche Flurbereinigung. Dieses Verfahren hatte vor drei Jahren begonnen und ist immer noch nicht abgeschlossen.

Um die neue Breite für das künstlich angeschüttete Bauwerk zu erhalten, müssen 13 Hektar Land hinzugewonnen werden — zehn für den Deich und drei für den Naturschutz. 145 Eigentümer mussten ihre vergleichsweise kleinen Parzellen zusammenlegen — zum Wohle der Allgemeinheit. Sie wurden dafür entschädigt.

Bürgermeister Spindler freute sich am Freitag wie ein König. „Hochwasser kennt keine Stadtgrenzen“, meinte er. Es sei eine überzeugende Leistung, dass er hier gemeinsam mit Düsseldorfs Stadtdirektor stehe. Abrahams hielt sich kurz. Düsseldorf muss zwei Millionen Euro beisteuern, obwohl es nichts vom neuen Deich hat, der komplett auf Meerbuscher Gebiet liegt. Die Landeshauptstadt zahlt für ihren alten Abwasserkanal, der vom linksrheinischen Düsseldorf über Meerbusch zur Kläranlage Nord führt und durch eine neue Wand geschützt werden muss.

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