Der Mielke-Coup der CDU

Auch wenn die Opposition Mielke-Westerlage wollte: Die Suche nach Alternativen wird nicht eingestellt.

Meerbusch. „Manchmal kommen Dinge anders als man denkt.“ Der CDU-Parteichef und Fraktionsvorsitzende Werner Damblon gibt sich am Tag nach seinem öffentlich verkündeten Rückzug von der Kandidatur zum Bürgermeister gelassen.

Der Schritt sei alternativlos gewesen: Bis Ende November, wenn die CDU in Parteiklausur über Personalien entscheide, habe er keinen neuen Geschäftsführer für seine Firma finden können. Irgendwann danach einen Rückzieher zu machen, hätte Firma und Partei geschadet. „Die Zeitschiene passte einfach nicht“, sagt Damblon mit Bedauern.

Die Beigeordnete Mielke-Westerlage war zuletzt aus Reihen der CDU gebeten worden, sich als Bürgermeisterkandidatin zur Verfügung zu stellen. Dass dies der Grund für seinen Verzicht ist, weist Damblon von sich. „Das habe ich unter Politik abgebucht“, sagt er. Ihm sei bewusst, dass sich nicht jeder über seine Kandidatur freue. Dass er sich ganz zurückzieht, ist nicht zu erwarten. „Ich habe ja nicht den Spaß an Politik verloren.“

Spaß an Politik hat auch Angelika Mielke-Westerlage (CDU), zurzeit Erste Beigeordnete, Dezernentin für Schule, Kultur und Sport, Jugend und Soziales und designierte CDU-Bürgermeisterkandidatin.

Das gleichlautende Angebot der gesammelten Opposition und spätere Avancen auch aus Reihen der CDU hatte sie noch abgelehnt, doch nach Damblons Rückzug habe sie sich in der Pflicht gesehen, sagt Mielke. Sie will kandidieren — trotz ihrer Leidenschaft für ihren aktuellen Dezernatsbereich und obwohl ihre Lebensplanung das nicht vorgesehen hatte. „Ich habe die Bedenken über Bord geworfen“, sagt Mielke-Westerlage.

In einer Mail an alle Fraktionen wirbt Mielke-Westerlage am Wochenende um deren Unterstützung. Sollte ihre Kandidatur erfolgreich sein, wolle sie „eine Bürgermeisterin für möglichst alle Meerbuscher sein“.

Die Reaktionen auf ihre Kandidatur fallen unterschiedlich aus. Er persönlich könne die Entscheidung nur begrüßen, sagt Joris Mocka (Grüne). „Sie war unsere Wunschkandidatin und bleibt das auch.“ Natürlich gebe es „ein gewisses Dilemma“, wenn es nur noch eine Kandidatin geben sollte. Dennoch: „Ich halte sie für eine sehr geeignete Kandidatin, die auch in der Vergangenheit überparteilich agiert hat.“ Mielke könne gewiss auch als Bürgermeisterin „eine Rolle außerhalb der CDU wahrnehmen“.

„Sehr überrascht“ war auch Heidemarie Niegeloh (SPD) am Wochenende davon, „dass die Kandidatensuche bei der CDU offensichtlich noch nicht abgeschlossen ist“. „Die SPD wird jedenfalls dafür sorgen, dass es eine Wahl gibt.“ Ob man als SPD oder im Bündnis der Opposition einen eigenen Kandidaten aufstelle, müsse sich noch zeigen. Als CDU-Kandidatin könne sie Mielke nicht unterstützen. „Die politischen Programme von CDU und SPD decken sich nicht.“

Für die FDP habe sich nichts geändert, sagt Klaus Rettig. Man habe nach Mielkes Absage an FDP, SPD, Grüne und UWG die Kandidatensuche aufgenommen, „und das machen wir jetzt weiter“. Mielkes Kompetenzen seien unbestritten, aber er sehe für eine Unterstützung der CDU-Kandidatin „keinen Bedarf“. „Es ist ja Wahl, da muss man dem Bürger auch eine Alternative bieten.“

Das sieht auch Christian Staudinger-Napp so. Bundesweit müsse man nach Bewerbern suchen, die frischen Wind und neue Perspektiven brächten, verkrustete Strukturen aufbrechen könnten. „Die Suche richtet sich aber nicht gegen Mielke. Eine tolle Frau.“

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