Die Ausweichroute ist „unzumutbar“

Protest gegen neue Verkehrsführung am Bahnübergang in Bösinghoven hält an.

Bösinghoven. Mit dem vor rund sechs Wochen neu eingeführten Linksabbiegeverbot hinter der Bahnschranke am Strümper Weg wollen sich die Betroffenen aus Bösinghoven und Fischeln nicht abfinden.

„Wir haben inzwischen rund 1100 Unterschriften gesammelt, um auf diesen Blödsinn aufmerksam zu machen“, sagt Heike Seibt.

Sie und ihr Mann betreiben an der Fischelner Straße einen florierenden Bauernladen, verkaufen Obst und Gemüse aus eigenem Anbau.

Das Geschäft ist von der Neuregelung besonders betroffen, denn Kunden, die aus Fischeln kommen, müssen jetzt einen Umweg von vier Kilometern in Kauf nehmen (siehe Grafik), um an ihr Ziel zu gelangen.

Die Betroffenheit spiegelt sich auch auf den Unterschriftenlisten wider: Von den Unterzeichnern — 50 Prozent davon Fischelner — seien die Hälfte Stammkunden, die ihre Solidarität direkt in dem Bauernladen mit ihrer Unterschrift zum Ausdruck gebracht hätten, erzählt Heike Seibt.

Das Eisenbahnbundesamt, hat die neue Verkehrsführung angeordnet, da auf dem Gleiskörper ein Rückstau zu befürchten sei, wenn Fahrzeuge aus Fischeln kommend nach der Schrankenöffnung links abbiegen wollten, aber zunächst den vorfahrtsberechtigten Gegenverkehr passieren lassen müssten.

„Das ist aber total unrealistisch, dafür ist das Verkehrsaufkommen viel zu gering. So etwas habe ich hier in acht Jahren noch nie beobachtet“, sagt Michael Seibt.

Zumindest in der Theorie bestehe die Gefahrenlage aber nun mal, räumt auch Seibt ein. Er unterstützt deshalb als Lösung die vom Bürgerverein Bösinghoven vorgeschlagene Variante einer abknickenden Vorfahrt auf die Fischelner Straße.

Diese trifft auch in der Bezirksvertretung Fischeln auf Zustimmung. Das Argument der Stadt Meerbusch, die Straße Am Weilerhof sei als Kreisstraße bevorrechtigt und entsprechend ausgebaut, lässt er nicht gelten: „Das gilt nur bis Haus Radong, danach ist das eine ganz normale Straße.“

Was Heike Seibt in der Diskussion stört: „Es klingt immer so, als ob nur wir betroffen sind. Aber auch Krefelder, die zum Biergarten im Bösinger Hof oder zum Fußballplatz wollen, müssen den Umweg fahren.“

Nehme man die Kunden des Bauernladens und den Anlieferverkehr, der zum Teil auch für Nachbarbetriebe der Seibts aus Krefeld komme, hinzu, würde das eine unzumutbare Belastung für die als Tempo-30-Zone ausgewiesene Bösinghovener Straße bedeuten.

Spätestens hinter der Straße Im Rott würden zwei enge, direkt aufeinander folgende Kurven einen Gegenverkehr, erst recht von Lastwagen, quasi unmöglich machen.

Noch halten sich die Kunden der Seibts kaum an das Linksabbiegeverbot. „Doch spätestens, wenn dort eine durchgezogene Linie hinkommt oder gar Kontrollen durchgeführt werden, müssen wir um unsere Existenz fürchten“, so Michael Seibt.

Heike Seibt flüchtet sich in Galgenhumor: „Wenn ich mit dem Trecker von unserem Kartoffelfeld in Fischeln zurückkomme, rufe ich meinem Mann hinter Schranke zu, er soll schon mal Kaffee aufsetzten, ich wäre so in 15 Minuten da.“

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