Feuerwehr sägt die Rathaustür auf

Altweiber: Die Kinderprinzen drohen allen Ernstes, das Rathaus anzuzünden.

Meerbusch. Bestechung, Drohungen — nichts bringt Bürgermeister Dieter Spindler am Donnerstag zunächst dazu, den Rathausschlüssel an Prinz Willi zu übergeben. „Wenn Sie uns reinlassen, wird die Tanzgarde auch ihre Choreographie präsentieren“, versucht der Prinz das Stadtoberhaupt zu überreden. „Erst der Tanz, dann überlege ich es mir“, erwidert Spindler nur. Doch obwohl die Mädels von der Garde auf der Dorfstraße Räder schlagen und Akrobatik vollführen, der Bürgermeister lässt sich immer noch nicht überzeugen.

Nach der Schunkelrunde und den Liedern der KG Kött on Kleen aus Nierst fahren die Narren andere Geschütze auf: Sie schicken die beiden Kinderprinzenpaare aus Lank und Nierst vor, um das Verwaltungsgebäude in Brand zu setzen. Unbeeindruckt bemerkt Spindler nur: „Guck ma’, jetzt schicken die schon Kinder vor“ — und schmeißt weiter Kamelle. Doch plötzlich biegt mit lauten Sirenen ein Feuerwehrauto um die Ecke. Spindlers Selbstsicherheit beginnt zu bröckeln.

Die Männer wollen keineswegs das Feuer löschen, das die Kinder an einer Fackel entzündet haben. Sie machen sich vielmehr mit einer Kreissäge daran, die Rathaustür zu zersägen. „Unter der Leitung des Prinzen mag ich die Feuerwehr Meerbusch nicht“, so Spindler verächtlich.

Fälschlicherweise ist der Bürgermeister davon ausgegangen, dass die Jecken sich nicht an der Eingangstür vergehen würden. „Die Tür ist über 100 Jahre alt, die werdet ihr ja wohl nicht kaputtmachen?“, sagt er empört.

Alles halb so wild: Da die Narren schon im vergangenen Jahr mit dem Rammbock die Eingangstür malträtierten, hatte die Verwaltung vorsorglich eine Sperrholztür eingehängt. „Wir haben uns zusätzlich noch mit Aktenkartons verbarrikadiert, aber das hat auch nichts gebracht“, sagt Stadtsprecher Michael Gorgs.

Die Kinderprinzenpaare übernehmen als erstes den Balkon, dann folgt Prinz Willi und entreißt dem Bürgermeister endgültig den Schlüssel. Das Fußvolk der Narren stürmt hingegen das Festzelt im Garten, wo den ganzen Tag über die fünfte Jahreszeit gefeiert wird.

Der Suppenkaspar und Andreas Monien, der Schützenkönig aus Lank, stehen bereit, um die Jecken zu versorgen. Monien brät 300 Spiegeleier. Der Erlös geht an das Kinderhospiz Regenbogenland in Düsseldorf.

Die wenigsten der Rathausstürmer haben sich am Donnerstag als Möhne verkleidet. Die etwa 300 Meerbuscher aus allen Stadtteilen bevorzugen an diesem Vormittag eindeutig die klassischen Clowns-, Hexen-, Bären- oder Nonnenkostüme.

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