Freie Fahrt mit dem Wertstoffpass

Vor einem Jahr hat der Wertstoffhof in Strümp seinen Betrieb aufgenommen. Die anfängliche Skepsis der Nutzer wegen der Kontrollen hat sich gelegt.

Strümp. Rechts neben der Einfahrt liegt ein knallgrüner Würfel; 1,5 Kubikmeter Volumen hat er — eine Größe, die auf dem Wertstoffhof im Bundenrott eine gewichtige Rolle spielt: 1,5 Kubikmeter markieren die Grenze zwischen kostenloser und gebührenpflichtiger Anlieferung von Grünabfall oder Sperrgut. Christoph Mehring und Harald Helesky haben einen Blick dafür, welche Menge die Kunden anfahren.

Vor einem Jahr hat der Wertstoffhof seinen Betrieb aufgenommen, und der läuft weitgehend reibungslos. „Zu Beginn waren die Leute zunächst nicht begeistert, dass sie und ihre Ladung kontrolliert wurden“, berichtet Uwe Große-Hartlage, Abfallfachmann der Stadt Meerbusch.

Doch das habe sich gelegt: Viele Kunden haben nach einmaliger Vorlage des Personalausweises nun einen Wertstoffpass. Legen sie den gut sichtbar aufs Armaturenbrett, werden sie durchgewunken — auch wenn ihr Auto kein Neusser Kennzeichen hat.

Fremdbesucher sind an der Berta-Benz-Straße selten geworden. „Es hat sich in Krefeld, Düsseldorf und Kaarst herumgesprochen, dass auswärtige Kundschaft den Meerbuscher Service nicht nutzen kann“, erläutert Große-Hartlage.

Tobias Thieser, Betriebsleiter Schönmackers

Nach einem gewaltigen Ansturm am Wochenende (Große-Hartlage: „Wir haben einen zusätzlichen Container kurzerhand für Grünabfall umdeklariert“) geht es zu Wochenbeginn entspannt zu: Es ist Montag, und es regnet. „Der Montag ist immer der ruhigste Wochentag“, sagt Dana Frey, die Umweltfachfrau der Stadt Meerbusch. Die Zahlen aus dem Mai und Juni beweisen das. 187 Besucher kommen im Durchschnitt pro Tag, montags 128, samstags dagegen 170 — obwohl der Wertstoffhof dann nur fünf statt zehn Stunden lang geöffnet ist.

Ein quietschendes Plastikkrokodil am Eingang, Tonkaninchen, ein trauriger Geier und Enten sitzen neben einer offenbar unrettbar eingegangenen Topfrose und zeugen davon, dass den aufmerksamen Augen von Mehring, Helesky sowie ihrem Kollegen Hans-Josef Wynhoff nichts entgeht: Ein zerschnittener Swimmingpool landet bei den Baumischabfällen, Steine und Porzellan beim reinen Bauschutt, Rasenschnitt, vertrocknete Zimmerpflanzen und Äste in den drei großen Grüncontainern.

Christoph Mehring sortiert am Containereingang die Elektrokleingeräte, wirft Akkus, Batterien und abgeschnittene Kabel in getrennte Behälter: Im Hintergrund stapeln sich Lichtreklame, Mikrowelle, Kaffeemaschine, Staubsauger und Haartrockner. Die Türen zum Nachbarcontainer sind fest verschlossen: Er ist bis unters Dach mit Bildschirmen und Fernsehern gefüllt. Neonröhren, Energiesparlampen, Druckerpatronen, Korken, DVDs und CDs werden separat gesammelt.

Alle zwei Tage etwa, so berichtet Tobias Thieser, der Betriebsleiter der Firma Schönmackers, werden Container abgefahren und durch leere ersetzt. „Sonst reicht der Platz nicht aus.“ Im Sperrmüll seien zum Teil auch schon mal unbeschädigte Möbel oder eine neue Küche. „Es ist Wahnsinn, was die Leute wegschmeißen“, sagt Theisen.

Zufrieden seien die Kunden, sagen Thieser und seine Mitarbeiter vor Ort übereinstimmend. Wenn Kritik geäußert werde, beziehe sie sich meist auf mangelnde Sauberkeit an den Containerstandorten, sagt auch Dana Frey.

Hilfsbereite Jungs, gute Öffnungszeiten, ein „gemütlicher“ Betrieb — auch die Besucherin Conny Jaspers hat viel Lob für den Wertstoffhof. Was sie allerdings sehr ärgert: „Vor der Eröffnung des Wertstoffhofs hieß es, der Service bliebe gleich. Aber in diesem Jahr hat man klammheimlich zwei Abfuhrtermine für Grünzeug gestrichen.“

Dana Frey kennt diese Klage, weist den Vorwurf des schlechteren Service aber zurück: „Der Wertstoffhof bietet insgesamt erheblich mehr Service. Der Schwerpunkt hat sich nur vom Holen aufs Bringen verschoben.“

Mit der erstmaligen und kostenpflichtigen Annahme von Holz, Bauschutt und Baumischabfällen schließe man zudem offenbar eine Marktlücke: Ein Drittel des Umsatzes im ersten Betriebsjahr sei in diesem Bereich erwirtschaftet worden.

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