Gelungene Integration auf der Bühne

Eine Büdericherin spielt mit einer Gruppe russlanddeutscher Kinder Theater.

Büderich. Ein ziemlich einmaliges Projekt zur Integration von russlanddeutschen Kindern gibt es seit fünf Jahren in Büderich. Doch sein Bekanntheitsgrad ist gleich null — auch, weil die Initiatorin Gisela Limmer-von Massow darüber kein großes Aufheben machen will.

Die ehemalige Schauspielerin und Dozentin an Schauspiel- und Musikhochschulen erzählt gestenreich, wie sie die Kinder in selbstbewusste Schauspieler mit guter Aussprache verwandelte und wie die Gruppe inklusive Eltern zusammenwuchs und auf kleinen Bühnen reüssierte.

Wie kam es dazu? Gisela Limmer-von Massow stammt selbst aus Pommern und hat mit ihren Eltern die Flucht aus der Heimat erlebt. Die Aufnahme in der neuen Umgebung habe sich schwierig gestaltet, weil man als Flüchtling aus dem Osten nicht unbedingt willkommen gewesen sei. „Da in meiner Kindheit viel von Vertreibung und dem geliebten Zuhause erzählt wurde, war mein Interesse für die Gebiete im Osten sehr groß“, erzählt die Büdericherin.

Nachdem der Eiserne Vorhang gefallen war, habe sie sich noch intensiver mit dem Schicksal der Russlanddeutschen beschäftigt. Das führte zum Beispiel zu einem „Tag der russlanddeutschen Geschichte“, den sie in ihrem Haus organisierte.

Sensibilisiert kam sie beim alltäglichen Einkaufen in Kontakt mit russlanddeutschen Aussiedlern, deren Akzent sie schnell erkannte. Sie wollte helfen — besonders den Kindern. Sie griff auf ihr Talent zurück und entschloss sich, eine Theatergruppe zu gründen. „Am Anfang haben die Kinder mit piepsiger Stimme kaum Hänschen klein singen können“, erzählt die lebhafte Frau lächelnd.

Inzwischen könnten die Kinder selbstbewusst Goethe und Heine rezitieren, sie würden außerdem Gedichte von Hölderlin und Storm kennen. Nach zwei Jahren Probe führten sie ihr erstes größeres Stück, Hänsel und Gretel nach Engelbert Humperdinck, auf. Jetzt zur Adventszeit gibt es ein buntes Weihnachtsprogramm, in das auch kleinere Kinder eingebunden werden.

Die Besucher am ersten Advent im Küsterhaus St. Mauritius waren begeistert von Engeln und Laternenkindern, von Gedichten, Liedern und kleinen Szenen, die vor weihnachtlicher Kulisse im Wald spielten. Die Tiere am Stock hatte die Meerbuscher Künstlerin Editha Hackspiel dazu gestaltet.

„Ich habe den Anspruch, wirkliches Theater zu machen. Da muss ich auch schon mal energisch durchgreifen“, sagt Gisela Limmer-von Massow schmunzelnd. Um den Integrationsgedanken zu vertiefen, lädt sie einheimische Kinder und Jugendliche ein, sich der Theatergruppe anzuschließen. Sie beabsichtigt, die Gruppe zu teilen. Die Proben sind am Wochenende.

Das bunte Weihnachtsprogramm wird noch einmal am Samstag, 17. Dezember, um 15.30 Uhr im Johanniterstift Büderich aufgeführt. Nähere Informationen und Anmeldung zum Theaterprojekt von Gisela Limmer-von Massow unter 2 02137-933533.

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