Grundschulen: Die „Zahlen der Vernunft“

Schuldezernentin begründet das Modell für zwei Grundschulen in Osterath.

Meerbusch. Es gibt Handlungsbedarf: Die Zahl der Grundschüler geht in den kommenden Jahren zurück, namentlich in Osterath. Das ist keine Überraschung, ebenso wenig wie die bereits im Jahr 2010 getroffene Feststellung der Gemeindeprüfungsanstalt NRW, dass Meerbusch ein Überangebot im Bereich der Grundschulen habe.

Doch Zahlen und Statistiken sind nur eine Seite, wenn es darum geht, die Schullandschaft zu verändern.

Osterath mit drei Grundschulen steht zurzeit im Fokus. Eile ist geboten: Im Oktober dieses Jahres müssen Eltern die i-Dötze für das Schuljahr 2013/14 anmelden. Bis dahin sollen sie Gewissheit haben, wie sich die Schullandschaft verändert. „Wir wollen Transparenz für die Eltern schaffen“, sagt die Schuldezernentin Angelika Mielke-Westerlage.

Intensiv haben sich Fraktionsvertreter in einem Arbeitskreis mit der Situation beschäftigt, nach einer Lösung gesucht und ein Modell entwickelt, mit dem sie jetzt in die politische Diskussion gehen wollen. Voraussetzung für eine Neuordnung ist die Zustimmung der Bezirksregierung Düsseldorf. Verweigert sie diese in der zwingend vorgeschriebenen Schulträgerberatung, ist das Osterather Modell vom Tisch.

Im Kern sieht es vor, dass die Erwin-Heerich-Schule im Bovert erhalten bleibt. Die Barbara-Gerretz-Schule an der Fröbelstraße soll geschlossen, die Eichendorffschule an der Görresstraße weiterbetrieben werden. Sachliche Argumente sprechen dafür, sagt Mielke-Westerlage: Dass die Boverter Grundschule erhalten bleibe, gebiete die alte Forderung „Kurze Beine, kurze Wege“ für Grundschüler.

Bei der Wahl zwischen der Barbara-Gerretz- und der Eichendorffschule, die wenige Meter voneinander entfernt in der Ortsmitte liegen, hätten das Raumprogramm und der Sanierungsbedarf eine entscheidende Rolle für das Votum gespielt: Eine Million Euro (statt 420 000 Euro) Sanierungskosten für eine deutlich ältere, erheblich kleinere und am Standort kaum erweiterbare Barbara-Gerretz-Grundschule (siehe Kasten).

„Nach den Kriterien der Vernunft ist das Modell des Arbeitskreises alternativlos“, sagt Mielke-Westerlage, „aber bei solch einer Entscheidung spielen ja auch immer Emotionen eine große Rolle.“

Mit dem Modell sei das Ziel verbunden, ein ausgewogeneres Kräfteverhältnis zwischen Eichendorff- und Erwin-Heerich-Schule herzustellen. Beide sollen dauerhaft zweizügig sein — was in der Boverter Grundschule nicht immer gelingt. Die Stabilisierung der Osterather Grundschullandschaft sei auch aus pädagogischen Gründen wichtig, sagt Mielke. Schrumpften die Jahrgangsgrößen, würden Lehrer abgezogen, Vertretungen würden immer schwieriger.

Neben allen anderen Argumenten wirbt die Dezernentin auch aus ökonomischen Gründen um Verständnis für die Einschnitte: „Angesichts von 8,3 Millionen Euro Schulden muss man nach Ansätzen suchen, die wirtschaftliche Lage zu optimieren.“

Gibt es die Zustimmung der Bezirksregierung und eine politische Mehrheit in Meerbusch für den Entwurf, wird die Barbara-Gerretz-Schule im Oktober dieses Jahres keine Anmeldungen mehr fürs Schuljahr 2013/14 entgegennehmen, sukzessive würden die Jahrgänge der Schule entwachsen. Ein Auslaufdatum werde nicht festgesetzt, sagt Mielke-Westerlage, wohl aber die Erwartung geäußert, dass bis dahin alle Klassenverbünde mit ihren Klassenlehrern erhalten blieben.

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