Historischer Rundgang in Osterath

Referent war der in Osterath aufgewachsene Historiker Lothar Klouten, der vehement eine Umbenennung der Straße fordert.

Osterath. Das Thema Hugo-Recken-Straße bewegt weiter die Diskussionen. Auf Einladung der UWG trafen sich jetzt 20 Interessierte in Osterath, um bei einem stadthistorischen Rundgang tiefer in die problematische NS-Zeit und ihre Auswirkungen vor Ort einzutauchen.

Referent war der in Osterath aufgewachsene Historiker Lothar Klouten, der vehement eine Umbenennung der Straße fordert. Bei eisigem Wind begann die Tour auf dem Rudolf-Bartels-Platz. Bartels habe als einziger Bürgermeister kein Zusatzschild mit einer Erklärung seines Namens habe. „Warum eigentlich?“, fragte Klouten und vermutete böse Absichten.

Bartels war von März 1918 bis Dezember 1933 und von April bis Ende 1945 Bürgermeister in Osterath. Wegen seiner evangelischen Konfession und seiner Weigerung, der NSDAP beizutreten, sei er durch eine Intrige Reckens und dessen Mitarbeiter Johannes Herbrandt aus dem Amt gedrängt worden, erläuterte Klouten. Auch nach seiner Wiedereinsetzung durch die Engländer sei Bartels durch das gleiche Gespann ins Abseits gedrängt worden.

Im Gegensatz zu ihm habe Recken ein Zusatzschild, auf dem vermerkt stehe: Bürgermeister von 1934 bis 1953. Hier setzte Klouten ein dickes Fragezeichen: Immerhin sei Recken nach 1945 zunächst einmal abgesetzt gewesen.

Der Rundgang führte als nächstes vor das Haus Meerbuscher Straße 19, wo die Familie des Arztes Dr. Langenbach gewohnt habe, der mit einer getauften Jüdin verheiratet war. Im Herbst 1944 habe die Familie nach Theresienstadt verschleppt werden sollen. „Recken behauptet, er habe die Familie gewarnt“, wunderte sich Klouten. Dabei sei sie nur mit Hilfe von Rudolf Bartels gerettet worden, der die Langenbachs in seinem Haus in der Eifel versteckt habe.

Weiter ging der Rundgang zur Kaarster Straße, wo sich vor den Häusern 8 und 14 Stolpersteine zur Erinnerung an die Deportation jüdischer Mitbürger befinden. Zum Beispiel für die Gutmanns, die als einzige der 23 aus Osterath verschleppten Juden überlebten.

Klouten zitierte aus einem Schreiben ihrer in den USA lebenden Nachkommen, die für eine Umbenennung der Hugo-Recken-Straße plädieren. Immerhin habe Recken 1942 an die Gestapo-Außenstelle Krefeld geschrieben: „Um Abschiebung der Juden wird gebeten.“ Gemeint waren die Gutmanns.

Im weiteren Verlauf des Rundgangs erhob Klouten massive Vorwürfe gegen Recken: „Er hat Unterschriften wie die der Langenbachs für seine Entnazifizierung gefälscht. Nur so konnte er einen Persilschein erhalten und wieder in die Verwaltung zurückkehren.“ Auch an der städtischen Untersuchung des Falls ließ er kein gutes Haar: „Ein Gefälligkeitsgutachten.“

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