Holocaust-Gedenken: Schüler verneigen sich

Gesamtschüler erforschen das Schicksal verfolgter Juden. Stolpersteine zum Gedenken.

Büderich. Seit zehn Jahren gestalten die Oberstufenschüler der Maria-Montessori-Gesamtschule anlässlich des Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz eine Gedenkstunde für die Opfer des Holocaust.

Am Freitagmorgen war Gitta Kleinberger als Ehrengast im Forum der Schule. Die Tochter einer KZ-Überlebenden las aus dem Buch „Transportnummer VIII/1387 hat überlebt. Als Kind in Theresienstadt“, das sie zusammen mit ihrer Mutter geschrieben hat.

Eindrucksvoll erzählte Kleinberger von Erinnerungen ihrer Mutter: „Am Tage ihrer Einschulung erfuhr sie, dass sie als Jüdin nicht in die Schule aufgenommen wird.“

Daher habe die jüdische Gemeinde eine eigene Schule gegründet. „Von den vielen kleinen Mädchen auf dem Foto der ersten Klasse haben nur zwei überlebt — eines, das ausgewandert ist, und meine Mutter.“

Betroffenheit bei den Schülern, die weitere grausame Einzelheiten erfuhren. So musste die Autorin im KZ medizinische Versuche über sich ergehen lassen, bei denen ihr unterschiedliche Krankheitserreger gespritzt wurden. Als Folge war sie ein halbes Jahr gelähmt und konnte lange nicht mehr sprechen.

Ruth Lucas, geborene Kiefer, hat den Holocaust nicht überlebt. Sie wurde 1941 aus Osterath deportiert und in Riga ermordet. Ihr ist ein Stolperstein gewidmet, der in Osterath vor ihrem Wohnhaus ins Pflaster eingelassen werden sollte. Das scheiterte jedoch, weil die heutigen Besitzer ihre Zustimmung verweigerten.

So hat die Gesamtschule am Gedenktag provisorisch Stolpersteine in ihrem Gebäude installiert, die die Namen von vier Deportierten tragen. „Die Schüler müssen sich herunterbeugen, um die Inschriften lesen zu können. Sie verneigen sich quasi vor den Opfern“, erläuterte Geschichtslehrer Thomas Höing.

Im Stadtarchiv hatten die Schüler die Schicksale der jüdischen Mitbürger recherchiert. Ganz konkret hatten andere Schüler die Befreiung des KZ Auschwitz in Szene gesetzt. Sie zeigten während der Gedenkstunde einen Zeichentrickfilm, dessen Vorlagen sie selbst gemalt und dann in Bewegung gesetzt hatten.

Der Film ließ die Zuschauer betroffen zurück. „Während der Gedenkstunde war es ganz still. Die Schüler sind sehr nachdenklich geworden und wollen nun nachfragen, was ihre Großeltern damals erlebt haben“, beschreibt Schulleiter Klaus Heesen die Sitation.

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