Impfen kann Leben retten

20 Ärzte und sechs Apotheker in Meerbusch haben die Impfwochen 2012 ausgerufen.

Meerbusch. Während Kinder seit der Einführung der Vorsorgeuntersuchungen an Schulen über einen nahezu perfekten Impfschutz verfügen, ist die Situation bei Erwachsenen eher bedenklich.

Experten gehen davon, dass etwa 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein müssen, um eine epidemieartige Verbreitung von Krankheiten zu vermeiden. Doch diese Impfrate wird allenfalls bei Tetanus erreicht (78 %). Bei Diphtherie (54 %) oder Polio (31 %) sind die Zahlen beispielsweise unbefriedigend.

In Meerbusch haben deshalb 20 Ärzte und sechs Apotheker ab heute für zwei Monate die Impfwochen 2012 ausgerufen. „Bestimmte Krankheiten wie Masern oder Röteln haben ihren Schrecken früherer Tage verloren, daher ist Impfen als Thema nicht mehr so präsent. Da wollen wir gegensteuern. Denn wer einmal seinen Impfschutz aufgefrischt hat, braucht in der Regel nur noch alle zehn Jahre einen Piecks“, sagt der Lanker Apotheker Ulrich Stamm.

Allgemeinmediziner Markus Groteguth hofft, dass Patienten gleich die Impfbücher der ganzen Familie mitbringen, um überprüfen zu können, ob der Impfschutz noch gegeben ist. „Nur 15 Prozent der Bevölkerung sind gegen Keuchhusten geimpft, obwohl diese Krankheit für 25 Prozent aller Fälle von plötzlichem Kindstod verantwortlich ist“, nennt Groteguth ein alarmierendes Beispiel. Man müsse Erwachsenen verdeutlichen, dass nur, wenn sie selbst gesund bleiben, auch ihre Kinder geschützt seien, fügt er hinzu.

Der Viren-Transport über viele Länder hinweg, gewinne durch die Fußball-Europameisterschaft jetzt wieder an Aktualität. Bestimmte Krankheiten wie etwa Polio, die in Deutschland ausgerottet seien, würden in anderen Ländern, in denen es keinen Impfschutz gibt, womöglich grassieren, sagt Facharzt Adel Badiian. Er beklagt, dass die Deutschen sich vor dem Antritt von Auslandsreisen viel zu wenig mit dem Thema auseinandersetzen würden.

Nicole Rosenfeld appelliert zudem an die soziale Verantwortung jedes einzelnen: „Es gibt genug Menschen, deren Abwehrsystem etwa nach einer Chemotherapie massiv geschwächt ist und die anfälliger für Virus-Erkrankungen sind. Diese Personen gilt es zu schützen.“

Groteguth ist überzeugt, dass die meisten einfach vergessen würden, ihren Impfschutz regelmäßig aufzufrischen. „Es gibt aber natürlich ebenso radikale Impfgegner und Angehörige des Bildungsbürgertums, die überinformiert und dementsprechend überkritisch sind. “

Wozu das führen kann, verdeutlicht der Lanker Arzt an einem weiteren Beispiel: „Ende der 90er hat ein Deutscher in Ecuador Masern eingeschleppt. Daran sind 1000 Kinder gestorben.“

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