Jugendfarm Arche Noah: Schweine bibbern im Streichelzoo

Auch die Bewohner der Jugendfarm Arche Noah leiden unter der Kälte — und die Kosten steigen parallel in die Höhe.

Büderich. Verschneite Wiesen, zugefrorene Schläuche und dazu bittere Kälte. Während unsereins es sich bei diesem Winterwetter in den eigenen vier Wänden kuschelig warm macht, haben die Mitarbeiter der Jugendfarm Arche Noah alle Hände voll zu tun, den Betrieb aufrecht zu erhalten und es den rund 300 Tieren so angenehm wie möglich zu machen. Da ist jede Hilfe willkommen, vor allem finanzieller Art — erst recht, wenn diese vierstellig ausfällt.

„Unser Hauptproblem ist aktuell, dass sich die Preise für Heu und Stroh nahezu verdoppelt haben“, erzählt Leiterin Hildegard Miedel. Da zudem die Tiere draußen nicht weiden können — allein elf Ponys und drei Esel haben in der Arche Noah ein Zuhause gefunden — muss umso mehr Futter herbeigeschafft werden.

An die Jahresendabrechnung beim Strom wagt Miedel gar nicht zu denken: „Wir müssen bestimmt so einiges nachzahlen. Gerade den kleinen Tieren, wie den kälteempfindlichen Meerschweinchen, muss man es mit Rotlicht und Frostwächtern halbwegs warm machen. Das kostet.“

18 der possierlichen Wesen, meist im Streichelzoo abgegeben, hat Miedel und ihr Team untergebracht, „mehr geht momentan beim besten Willen nicht“. Es herrscht Annahmestopp.

Rund 350 Euro zahlt Miedel im Monat an Strom, „und das ist schon die unterste Grenze. Der Kassenraum wird zum Beispiel nicht geheizt — was sich auf mein Rheuma nicht unbedingt förderlich auswirkt“. Sorge bereiten der Leiterin die Hängebauchschweine. „Denen fehlt ein dickes Fell. Rosi ist außerdem krank, da fallen jede Menge Tierarztkosten an — wenn man denn überhaupt noch einen Tierarzt findet, der rauskommt.“

Miedel wünscht sich, dass noch mehr Besucher Patenschaften eingehen. „Insbesondere bei den älteren Tieren wäre das wichtig. Je älter sie sind, desto teurer werden sie auch.“ 20 Patenschaften hat die Arche Noah bis jetzt vermittelt. „Fünf Euro im Monat könnten schon enorm helfen“, wirbt sie. Miedel freut sich auch über gut erhaltene Äpfel oder Möhren als Futterbeigabe.

Finanzielle Sorgen sind in der Arche Noah dennoch Alltag. „Ohne Spenden hätten wir längst dicht machen müssen“, sagt die Bundesverdienstkreuzträgerin. An helfenden Händen — allein bis zu 30 Kinder packen regelmäßig mit an — fehlt es zwar nicht, „ein neuer Kapitän, der das mit gleichem Aufwand ehrenamtlich so wie ich bisher mache, ist aber nicht in Sicht“, sagt die fast 80-Jährige.

Ihren Mitarbeiterstab zu verkleinern, kommt auch nicht in Frage. „Das ist jetzt schon das Minimum.“ Zwei (krankenversicherte) Männer machen morgens die groben Arbeiten, hinzu kommen zwei 400-Euro-Kräfte und drei Pädagoginnen, die sich in der Jugendfarm um die Arbeit mit den Kindern kümmern. Die Stadt beteiligt sich an deren Kosten. „Aber wenn die irgendwo mehr Geld verdienen können, sind sie meistens auch schnell wieder weg.“

Hildegard Miedel hat sich jetzt seit langem mal wieder getraut, die Eintrittspreise leicht zu erhöhen: Erwachsene zahlen drei statt 2,50 Euro, Kinder ab zwei Jahren zwei statt 1,50 Euro. „Ich hoffe, die Leute haben Verständnis dafür“, sagt die Leiterin. www.archenoah-meerbusch.de

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