Kabarettist und Diplom-Physiker Vince Ebert

Der Kabarettist und Diplom-Physiker Vince Ebert kämpft für die Freiheit — um jeden Preis.

Lank. Wissenschaft ist gemeinhin nicht lustig. Bei Vince Ebert schon. Dabei dienen dem Diplom-Physiker die Gesetze der Natur in seinem Programm nur dazu, eines unmissverständlich klarzustellen: „Freiheit ist alles!“

Das fängt schon mit der Frage an, ob sich der Zuschauer tatsächlich aus freien Stücken im Wasserturm eingefunden oder doch eher dem Drängen des Partners nachgegeben hat. Ein Kabarettfreund aus der ersten Reihe dürfte seine Entscheidung schon nach zehn Minuten bereut haben: Zusammen mit Ebert muss er auf der Bühne den Freiheitsdrang eines Wassermoleküls tänzerisch umsetzen.

Doch schnell kehrt Ebert zu seinen Stärken zurück. Denn Thesen aufstellen, kann jeder. Einer abstrusen Theorie aber gleich einen kaum weniger grotesk anmutenden, empirisch unwiderruflich belegten Nachweis folgen zu lassen, das hat Klasse.

Dass die Formeln und bahnbrechenden Experimente himmelschreiender Blödsinn sind, versteht sich von selbst. Doch je tiefer Ebert sich in seine irrwitzigen Rechnungen verstrickt, um so mehr gewinnt der Zuschauer den Eindruck, er habe es tatsächlich in erster Linie mit einem Komödianten zu tun.

Mit ein bisschen Philosophie versucht der 41-Jährige, der drögen Welt der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu entkommen.

Ob die Freiheit des Andersdenkenden in jedem Fall respektiert werden sollte, hinterfragt er dennoch mit einem Hinweis auf die Hirnforschung: Denn wenn das limbische System, zuständig für unser Triebverhalten, zunehmend Oberhand über die Großhirnrinde, wo kognitive Prozesse in Gang gesetzt werden, gewinnt, stößt die Demokratie an ihre Grenzen. Obwohl: Selig sind die geistig Armen, hat schon Matthäus gesagt — also der aus der Bibel, nicht der Fußballer.

Dennoch lohnt es sich laut Ebert, die Freiheit in jeder Hinsicht zu verteidigen. Auch die der Raucher. Daher steckt sich der Kabarettist auf der Bühne provokativ einen Glimmstängel an, nicht ohne sich vorher eine persönliche Raucherzone einzurichten. Dabei ist er Nichtraucher. Aber es geht halt ums Prinzip.

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