„Kein Zutritt“: Künstler zeigt Werke in Osterather Kirche

„Hungertuch“ von Felix Droese ist Teil der Ausstellung.

„Kein Zutritt“: Künstler zeigt Werke in Osterather Kirche
Foto: Ulli Dackweiler

„Kein Zutritt“ ist die harsche Botschaft des riesigen Holzschnitts, der zurzeit die hohe Apsis der evangelischen Kirche in Osterath ausfüllt. Aktuelle Assoziationen kommen auf, zum Beispiel Gedanken an die ungezählten Flüchtlinge, die in untauglichen Booten über das Mittelmeer und den Pazifik treiben und nicht selten in eine lebensbedrohliche Heimat zurückkehren müssen oder gar untergehen. Das „Hungertuch“ des in Mettmann lebenden, international angesehenen Künstlers Felix Droese (65), das jetzt die Apsis in ein neues Licht taucht, ist jedoch schon vor Jahren entstanden und lässt sich daher nicht als Einmischung in die Gegenwart lesen.

Droese mag das Konkrete, auch das Provozierende. In einer Matinee erläuterte er jetzt in der Kirche, was es mit dem Holzschnitt auf sich hat. Er griff vor einem interessierten Publikum weit über den Anlass hinaus in Theologie und Philosophie über, in Kunsttheorie und den Bereich gesellschaftlicher Fragen. Nicht immer war es leicht, ihm zu folgen, denn er nutzte die Gelegenheit dazu, das große Ganze zu betrachten und einen Bogen zu schlagen — von seinem Lehrer Joseph Beuys über den Aufklärer Immanuel Kant bis zu Gerhard Richter, an dem er sich abarbeitete.

Erstmals hatte Droese „Kein Zutritt“ in der Paul-Gerhardt-Kirche in Berlin gezeigt. Schon dort wollte er auf das Mysterium der Transsubstantiation verweisen: Christus, der bei seiner Geburt fleischgewordene göttliche Logos, stirbt am Kreuz und steht, befreit von seinem irdischen Körper, als Geist Gottes auf. Das ist der Kern der Botschaft, die das Hungertuch verbreitet, und wenn man die gekreuzten Wörter „Kein“ und „Zutritt“ so liest, dass nicht das I, sondern das R der gemeinsame Buchstabe ist, ergibt sich der Begriff „Kern“. Droese hatte das gar nicht beabsichtigt, wie er sagte, sondern ein Betrachter hatte ihn darauf aufmerksam gemacht.

Dem Künstler dient dies als Beispiel dafür, wie sehr ein Kunstwerk auf die Mitarbeit der Schauenden angewiesen ist. Zudem betonte er: „Man lässt das Material sprechen.“ Für den Betrachter gehe es darum, dass er aus der Anschauung eine Erkenntnis ableitet. Und das Ziel all dessen? „Sie müssen in Bewegung kommen“, rief Droese dem Publikum zu.

Weitere Arbeiten des Künstlers ergänzen das Hungertuch im Gemeindesaal nebenan. Die Ausstellung an der Alten Poststraße 15 in Osterath ist bis zum 5. Juli jeweils werktags von 9 bis 12 Uhr zu sehen. Red

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