Kindel ist nicht auf der Liste

Einzelbewerber aus Lank findet nicht genügend Unterstützung.

Meerbusch. Er ist wohl der exotischste Kandidat, doch wenige Tage vor der entscheidenden Sitzung des Kreiswahlausschusses in Krefeld am Freitag steht fest: Willi Kindel, Lanker Bürger und einziger Einzelbewerber für den Wahlkreis 110 (Krefeld I — Neuss II) wird nicht zur Wahl zugelassen. Krefelds Wahlamtsleiter Bernd Weinberg lässt daran keinen Zweifel: ,„Unter gar keinen Umständen wird er nominiert.“

Eine Nachfrage bei Willi Kindel klärt schnell, warum Weinberg das Ergebnis so eindeutig formuliert: „Ich habe an einem Tag sieben, an einem andern zwei und dann auch mal 14 Unterschriften gesammelt. Das reicht natürlich bei weitem nicht.“ 200 Wahlberechtigte hätten die Kandidatur Kindels unterstützen müssen, damit sein Name am 22. September auf dem Wahlzettel erscheint. „Am Anfang habe ich gedacht, das sei gar nicht viel. Aber mich haben nicht einmal Menschen unterstützt, die mich kennen“, erzählt der 75-Jährige.

Regelmäßig hatte er auf der Fußgängerzone um Unterstützung geworben. „Bequatschen“ wollte er niemanden, die Leute sollte von sich aus zu ihm kommen. Das geschah vereinzelt („Vor allem Frauen fanden das gut“), doch mit Erstaunen bemerkte Kindel, dass ausgerechnet Bekannte einen großen Bogen um ihn machen. „Es war schon deprimierend zu sehen, wie sie angestrengt in eine andere Richtung schauten. Das war richtig peinlich.“

KIndel war und ist klar, dass er als Bewerber ein Exot ist. „Die meisten denken, ich bin bekloppt“, formuliert er ungerührt, „ich hätte einen riesigen Sprung in der Schüssel.“ Das hätte sie nicht hindern müssen, ihn zu unterstützen, aber viele fürchteten, dass sie sich mit der Unterstützung der Kandidatur auf die Wahl Kindels im September festlegen.

Kindel nimmt den gescheiterten Versuch mit Humor, auch wenn seine Kandidatur kein Witz gewesen sei. Sein Anliegen ist ihm bitterernst: Seit 40 Jahren würden alle Parteien nur Schulden machen, für die die Enkel — allein er hat fünf an der Zahl — bezahlen müssten. „Wie lange geht das noch gut und wer wird verlieren, wenn das System zusammenbricht?“

Wenn er Bundeskanzler geworden wäre, sagt Kindel und muss bei dieser Vorstellung selbst ein bisschen glucksen, hätte er nicht darauf verzichten können, mit der Machete herumzugehen und das Dickicht aus Ausgaben und Ansprüchen zu zerschlagen. Wer wolle das schon?

Insofern ist er nicht überrascht, dass die Bundestagskandidatur mit dem Slogan „Sparen, sparen, sparen“ ebenso gescheitert ist wie seine Bewerbung um das Amt des Bürgermeisters in Meerbusch. vor einigen Jahren. „Ein bisschen Trübsal blase ich schon“, sagt Willi Kindel nachdenklich.

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