Landwirtschaft im Rhein-Kreis Neuss: Sonne bringt frühen Start in die Spargel-Saison

Das Gemüse hat Dank der hohen Temperaturen schnell Hochkonjunktur.

Rhein-Kreis Neuss. Auf diese Nachricht haben Feinschmecker im Kreis lange gewartet: Seit wenigen Tagen ist die Spargelsaison eröffnet. Das schöne Wetter hat den Wuchs des Gemüses überaus begünstigt. Vor allem Wärme im Boden ist notwendig, damit die feinen Stangen heranwachsen können.

"Bei etwa zehn Grad konstanter Bodentemperatur wird der Spargel aktiv", erklärt Albert Bacher, Landwirt aus Meerbusch. Bei den hohen Temperaturen der vergangenen Tage hätten die Pflanzen einen starken Wachstumsschub erhalten. "Es ging ja vom Frühjahr direkt in den Sommer. Da hat der Spargel mitunter auch mal einen Schuss von acht Zentimetern pro Tag gemacht", so Bacher.

"Dieser relativ kalte und lange Winter hat die Spargelsaison in der Tat beflügelt", bestätigt Thomas Kühlwetter vom Rheinischen Landwirtschaftsverlag in Bonn. Zu dem frühen Start käme es jedoch auch, weil die Landwirte zunehmend auch technische Hilfsmittel zurückgriffen, um die Dämme auf den Feldern zu erwärmen. Kühlwetter: "Dabei wird zwischen zwei Planen, getrennt von einem Gerüst mit einem Drahtgeflecht, ein isolierendes Luftpolster erzeugt, durch das die Temperatur konstant auf einem höheren Niveau bleiben kann."

Die Folge: Bereits jetzt gibt es ein hohes Angebot des edlen Gewächses. "In der Woche vor Ostern hatten wir noch Marktpreise von etwas über 10 Euro pro Kilo", berichtet Max-Josef Kallen, Spargelbauer aus Dormagen-Stürzelberg. Mittlerweile seien die Preise auf fünf bis sieben Euro pro Kilo abgeschmolzen. "Und das wird im Laufe der Saison noch weiter absinken."

Dass bei der harten Arbeit auf dem Feld Erntehelfer kräftig mit zupacken müssen, liegt auf der Hand. 20 Helfer sind bei Albert Bacher in Meerbusch im Einsatz, 60 sind es sogar bei Willi Feiser in Dormagen. Dieser weiß nur Gutes zu berichten: "Die Leute sind eingearbeitet und bringen eine über Jahre ausgeprägte Erfahrung mit. Die Zusammenarbeit klappt supper."

Dennoch befürchtet etwa Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft im Rhein-Kreis, dass es zu einem Engpass bei Erntehelfern kommen könnte, wenn das schöne Wetter anhält. "Deswegen zeigen die kommenden Tage, wie die Spargelsaison in diesem Jahr wird."

Um Engpässe zu verhindern, greift die Agentur für Arbeit (Arge) im Rhein-Kreis den Landwirten unter die Arme. Schon wurde eine vierköpfige Arbeitsgruppe gebildet, um freie Stellen schnell besetzen zu können. "Derzeit gibt es knapp 130 freie Stellen", erklärt Markus Müske von der Arge in Neuss. Fahrdienste auf abgelegene Höfe und eine Vorauswahl sollen dabei helfen, dass es keine Engpässe geben soll. Müske: "Wir sind sicher, dass wir die freien Stellen besetzen können."

Dass der grüne Spargel übrigens keine wirkliche Konkurrenz zum traditionellen und am Niederrhein besonders gerne gegessenen weißen Spargel ist, können alle Spargelbauern bestätigen. "Der Anteil des grünen Spargels beträgt bei uns maximal fünf Prozent. Man baut ihn an, aber eine echte Konkurrenz ist das nicht", meint Max-Josef Kallen.

Und Willi Feiser bestätigt: "Der weiße Spargel bleibt der klassische Spargel. Allenfalls in den Großstädten wird der grüne Spargel etwas häufiger nachgefragt. Und deswegen liegt es auf der Hand, wie die Landwirte ihren Spargel am liebsten genießen. Feiser: "Am liebsten nur mit etwas zerlaufener Butter." Und Kallen schwärmt: "Vielleicht noch eine feste Kartoffel und ein Schinkenröllchen dabei. Das ist ein Gedicht."

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