Meerbuscher stellen sich gegen NPD

200 Bürger zeigten ihre Solidarität mit Flüchtlingen und setzten ein Zeichen gegen Rechts.

Meerbuscher stellen sich gegen NPD
Foto: Dackweiler

Meerbusch. Vor dem Gebäude des ehemaligen Kindergarten 71 in Bösinghoven, das zurzeit zu einer vorübergehenden Flüchtlingsunterkunft umgebaut wird, haben am Samstagabend nach Polizeiangaben rund 200 Meerbuscher gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz demonstriert. Anlass war eine Kundgebung der rechtsextremen Partei NPD, zu der nach Veranstalterangaben neun Personen erschienen.

In einer kurzen Ansprache erklärte Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU): „Es ist ein Gebot der Nächstenliebe, dass wir Menschen, die in ihrem eigenen Land Gewalt ausgesetzt werden, die um ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Familie fürchten müssen, in unserem Land Zuflucht gewähren.“ Vor einer Woche hatte die Bürgermeisterin rund 100 Anwohner des zurzeit leerstehenden Kita-Gebäudes per Brief informiert, dass dort schon bald rund 25 Asylbewerber untergebracht werden sollen. „Mich haben viele Anfragen von Bürgern aus Bösinghoven aber auch von Vereinen erreicht, die gefragt haben: Wie können wir helfen? Wo können wir uns einbringen?“, berichtete die Bürgermeisterin. Sie kündigte einen Runden Tisch an, der gemeinsam mit Anwohnern, den Kirchengemeinden und den Wohlfahrtsverbänden eine gute Betreuung der Flüchtlinge in Meerbusch sicherstellen soll. Der TuS Bösinghoven hat bereits angekündigt, den Neuankömmlingen sportliche Angebote zu machen.

Sie habe nicht damit gerechnet, dass binnen weniger Stunden eine so große Zahl von Bürgern mobilisiert werden könnte, für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit zu demonstrieren, erklärte die Bürgermeisterin. „Ich bin überwältigt“, sagte Mielke-Westerlage. „Wir setzen ein sehr eindeutiges Signal für unsere Stadt: Nicht bei uns in Meerbusch.“Erst am Vortag hatte ein in Meerbusch lebendes Parteimitglied die NPD-Kundgebung bei der Polizei angemeldet. Auf Initiative der Fraktion Die Linke/Piratenpartei war am Samstag eine Gegendemo angemeldet worden, an der neben zahlreichen Bösinghovenern auch Mitglieder aller Ratsparteien teilnahmen. „Ich bin froh, dass so viele Meerbuscher gekommen sind, und dass auch alle Ratsparteien zur Teilnahme aufgerufen haben“, sagte Michael Eckert, Fraktionsvorsitzender Die Linke/Piratenpartei.

Die Ansprache der Bürgermeisterin wurde mit lauten Bravo-Rufen und Beifall bedacht, die Ausführungen eines NPD-Vertreters mit „Nazis raus“-Rufen und Pfiffen quittiert. „Seit 36 Jahren wohne ich in Bösinghoven“, erklärte eine Gegendemonstrantin. „Dass die NPD hier auftaucht, hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Sie sei froh, dass Meerbusch den Flüchtlingen helfe.

Und auch die Rechtsextremen haben mit ihrer Kundgebung etwas für die Meerbuscher Flüchtlinge erreicht: Für jede Minute, die die NPD-Mitglieder in Bösinghoven standen, spendeten die Mitglieder der Ratsparteien einen Euro für ein Flüchtlingsprojekt. 600 Euro kamen so zusammen. Der ehemalige Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) lobte beim Herbstempfang der Meerbuscher SPD das Engagement der Meerbuscher gegen Rechtsextremismus.

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