Mit Kultur Kinder fördern

Awo hat mit großem Erfolg ein Kinderprojekt am Mütterzentrum ins Leben gerufen.

Büderich. Seit einem Jahr läuft am Mütterzentrum der Awo Mönchengladbach in der Büdericher Böhlersiedlung das Projekt „Spaß an Kultur“ für Sechs- bis Zwölfjährige — mit unerwartet großem Erfolg.

„Wir wollten im Verlauf des Projekts bis Ende 2014 möglichst 150 Kinder ansprechen. Schon im ersten Jahr gab es aber 140 Anmeldungen. Das hat uns gefreut, war aber auch ein Schock“, sagt Olga Weinknecht, Fachbereichsleiterin Integration bei der Awo. Konsequenz: Die Stundenzahl wurde halbiert und die Anzahl der Kurse verdoppelt, um den Bedarf zu decken.

Worum geht’s bei dem Projekt? „Wir haben nach der Eröffnung des Zentrums 2010 schnell von den Müttern erfahren, dass auch ihre Kinder eine Förderung erhalten sollten“, erklärt Weinknecht. Die Besucher hätten fast alle einen Migrationshintergrund, rund 70 Prozent seien türkischer, der Rest vor allem russischer Herkunft. „Den Kindern fehlt es oft an Orientierung und einer kulturellen Identität“, definiert die Integrationsexpertin die Ausgangsbasis.

13 Angebote wurden daraufhin entwickelt — vom Koch- über den Computerkurs bis hin zu einem Theaterworkshop oder einer Kulturweltreise. Dabei galt es auch, Widerstände bei den Müttern zu brechen. „Es sollten zum Beispiel die Werte christlicher Kultur vermittelt werden, dagegen haben sich muslimische Eltern zunächst gewehrt. Es folgten lange Diskussionen, bis akzeptiert wurde, dass wir nicht bekehren, sondern lediglich informieren wollen“, erzählt Weinknecht.

Es gab aber auch unerwartete Erkenntnisse. „Überraschend viele türkische Jungen haben einen Kochkurs besucht. Da haben sie erstmals in ihrem Leben gespült und geputzt. Die Mütter waren sehr dankbar dafür“, so die Awo-Mitarbeiterin.

Dass das Projekt so großen Anklang finde, liege nicht zuletzt an den kompetenten Kursleitern, betont Weinknecht: Ein bulgarischer Regisseur kümmere sich um den Theaterworkshop, ein Informatiker aus Tschetschenien sei ebenso mit im Boot wie eine Kunsthistorikerin aus Dagestan. „Gerade der Kontakt mit Männern kommt für die Kinder in diesem Alter ja meist zu kurz“, ergänzt Olga Weinknecht.

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