Nur Nele kann die Kinder ablenken

Gabriele Pauly hilft rund 25 Kindern im Sonnengarten bei den Hausaufgaben.

Büderich. Die Atmosphäre im Sonnengarten wirkt konzentriert und doch entspannt. Alle Kinder sitzen an ihren Hausaufgaben oder haben sich Schnellhefter vorgenommen, in denen es Grammatikaufgaben, aber auch Kreuzworträtsel zu lösen gilt.

Abgelenkt werden die Grundschüler nur, wenn Schäferhund Nele die Szenerie betritt und seine Streicheleinheiten einfordert. „Bei manchen Kindern fällt es mir schwer, neue Aufgaben für sie zu finden, so fleißig sind die. Einige fangen dann an, eigene Geschichten zu erfinden und aufzuschreiben“, sagt Gabriele Pauly.

Vor dreieinhalb Jahren hat die pensionierte Grundschullehrerin im Büdericher Familienzentrum damit begonnen, ehrenamtlich Nachhilfe zu geben und den Kindern der angrenzenden Böhlersiedlung bei den Hausaufgaben zu helfen. „Damals waren es vier oder fünf Kinder, heute sind es 25 — von der zweiten bis zur vierten Klasse“, sagt die Pädagogin.

Inzwischen hat Pauly bis zu fünf Helferinnen, damit kein Kind zu kurz kommt. „Am ersten Schultag standen hier acht Mütter mit ihren Kindern. Es hat sich offenbar in der Gegend herumgesprochen, dass die Kinder im Sonnengarten an bis zu vier Tagen 60 bis 90 Minuten in aller Ruhe ihre Hausaufgaben machen oder gezielt an ihren Defiziten arbeiten können“, sagt Pauly.

Der Nationalitäten-Mix spiegelt die Einwohnerstruktur der Böhlersiedlung wieder. „Die sprechen zu Hause häufig nur ihre Heimatsprache, und in der Schule hapert es dann gerade an der Grammatik“, erklärt Pauly. Doch sie will vermeiden, dass ihre Schützlinge nach einem anstrengenden Schultag auch am Nachmittag unter Stress stehen.

Daher würden bestimmte Übungen in Spiele eingebunden, die Spaß machen. Beliebt bei den Schülern sei Galgenmännchen, eine Art Buchstaben-Quiz, das alle Kinder gerne zum Abschluss des Nachmittages zusammen spielen würden. „Wir haben auch schon Ausflüge gemacht, waren im Kino oder Ostereier suchen“, erzählt die Ehrenamtlerin.

Gabriele Pauly hatte nach ihrer Pensionierung eine sinnvolle Beschäftigung gesucht. „Man will ja weiterhin gefordert werden. Es darf nicht so weit kommen, dass alles nur um einen selbst kreist.“ Sie hätte sich auch vorstellen können, mit Senioren zu arbeiten, „aber zu diesem Zeitpunkt kam eine ganz konkrete Anfrage aus dem Familienzentrum an das Ehrenamt-Forum. Und es ist doch ein großes Glück, wenn man das machen darf, was man auch wirklich beherrscht“.

Pauly genießt im Sonnengarten mittlerweile einen derart guten Ruf, dass sie oft auch um eine Einschätzung gebeten wird, für welche Schulform ein Kind nach der Grundschule geeignet sei. „Ich glaube, behaupten zu können, dass sich hier viele auch verbessert haben. Einige Kinder kommen ja schon im dritten Jahr. Geschadet hat es ihnen sehr wahrscheinlich nicht“, sagt Pauly lächelnd.

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