Osterath: Bedröppelte Mienen in der Klinik

Betreiber erwägt Auftritt als Nebenkläger im Prozess gegen beschuldigten Klinikchef.

Osterath. Eigentlich hatte Christian Röhrl, Geschäftsführer der Therapieklinik, am Sonntag eingeladen, um Positives zu verkünden. Man wolle auf dem Gelände an der Strümper Straße neu bauen, dort die Kinderklinik unterbringen und somit den anderen Bereichen Geriatrie und Neurologie mehr Platz im Altbau sichern.

Doch standen die zu Wochenbeginn bekannt gewordenen Bestechlichkeitsvorwürfe gegen den inzwischen fristlos entlassenen Chefarzt im Mittelpunkt.

Der ärztliche Direktor soll im Zusammenhang mit dem Bau der Klinik vor zehn Jahren 1,5 Millionen Euro von einem Bauunternehmer aus Friedrichshafen angenommen haben, damit er bei der Auftragsvergabe seinen Einfluss geltend macht.

Mit dem Mediziner ist der ehemalige Geschäftsführer der damaligen Muttergesellschaft Mörsenbroich-Rath (KMR) vor der 14. Großen Wirtschaftskammer des Landgerichts Stuttgart angeklagt.

Röhrl beteuerte gestern, dass er vor der Anklageerhebung Anfang Dezember nichts von den Vorwürfen gewusst habe. Die Klinik prüfe, ob gegen den Ex-Mitarbeiter Schadensersatzforderungen geltend gemacht werden könnten.

„Die 1,5 Millionen Euro stehen im übertragenen Sinne der Klinik zu, da davon auszugehen ist, dass der Bau zu günstigeren Konditionen hätte durchgeführt werden können.“

Die Höhe des damaligen Bauvolumens hätte rund 70 Millionen Mark betragen. „Nach meinem Kenntnisstand wurde damals keine Ausschreibung durchgeführt“, so Röhrl. Wer der Vergabe des Bauauftrags an den Bauunternehmer aus Baden-Württemberg dann zugestimmt habe? Röhrl: „Der Aufsichtsrat.“

Röhrl, der seit zwei Jahren in Osterath tätig ist, erzählte, dass die Therapieklinik zu Beginn erhebliche Verluste hatte. „Es wurde offen darüber diskutiert, ob das Haus überhaupt richtig am Markt positioniert ist.“

Dennoch könne er dem ehemaligen Chefarzt in diesem Zusammenhang keine Vorwürfe machen: „Er hat sich beim Aufbau der Klinik erhebliche Verdienste erworben.“ Nichtsdestotrotz würden Überlegungen angestellt, in Stuttgart als Nebenkläger aufzutreten und zudem arbeitsrechtliche Schritte einzuleiten.

Röhrl ging auch darauf ein, dass der aktuelle nach 2007 bereits der zweite Skandal an der Reha-Klinik sei. Sein Vorgänger wurde damals zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, nachdem er über mehrere Jahre überhöhte Rechnungen für Mitarbeiter-Essen abgezeichnet und sich den Gewinn mit der Kantinenbetreiberin geteilt hatte.

„Wir haben nach diesem Vorfall unser Rechnungs-Controlling umfassend umgestellt und Mechanismen eingebaut, die helfen sollen, dass derartige Vorfälle nicht mehr vorkommen können.“

Viel lieber sprach Röhrl gestern über die geplanten Neuerungen in seinem Haus. Bereits im Februar wolle man für rund 600 000 Euro durch einen Erweiterungsbau die Therapiebereiche großzügiger gestalten.

Nach höchstens sechs Monaten will man dann Abteilungen auf einer Etage konzentrieren, um den Patienten lästige Fahrstuhlfahrten zu ersparen.

Noch im Entwurfsstadium sei die Planung des dreigeschossigen Neubaus für die neue Kinderklinik auf einer Fläche von 7500 Quadratmetern. Geplante Investitionssumme: 15 Millionen Euro.

Im Erdgeschoss sollen Büro- und Therapieräume entstehen, in den beiden oberen Etagen ausschließlich Einzelzimmer. Baubeginn soll Ende 2011 sein, die vorgesehene Bauzeit beträgt 18 bis 24 Monate.

Am Ende galt es noch, den Nachfolger des fristlos entlassenen Chefarztes vorzustellen: Der Leitende Oberarzt der Neurologie, Dr. Klaus-Martin Stephan, übernimmt die Aufgabe kommissarisch.

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