Osterath: Rückblick in die Geschichte

Die Chronik „Blommer und Holzschneider“ gewährt einen Einblick in die Historie von Osterath.

Osterath. Dass ausgerechnet das Lotumer Buretheater Osterath ein Buch zum Geschenk macht, überrascht nur auf den ersten Blick. Denn während es in den Anfangsjahren für die Latumer Laienschauspieler schon ein Problem gewesen sei, Lanker aufzunehmen, so erinnert sich der Vorsitzende Karl Schmalbach, würden inzwischen 17 Mitglieder aus Osterath stammen.

Schmalbach ist maßgeblich beteiligt an der Erstellung des 172 Seiten langes Buches, aber er ist nicht der einzige Urheber. Der ehemalige Leiter der Raphaelschule, Hanns Bock, hat die 1870 herausgegebene Osterath-Chronik von Theodor Holzschneider aus gotischer Frakturschrift übersetzt.

"Inklusive aller Schreibfehler, was einem Pädagogen natürlich nicht so leicht fällt", lacht Schmalbach, der sich seinerseits mit den Briefen des Amerika-Auswanderers Mathias Blommer an seine alte Heimat intensiv auseinandergesetzt hat. Günther Margielsky schließlich kümmerte sich um Sichtung und Auswahl der Fotos, er hat zudem einige Zeichnungen beigesteuert.

Worum geht es in dem dokumentierten Briefverkehr? Theodor Holzschneider hatte sich schon als junger Mann mit Heimatgeschichte befasst. Ein Exemplar seiner "Historischen Nachrichten über die Pfarrgemeinde Osterath" fand den Weg ins amerikanische Minnesota und in die Hände des 1840 ausgewanderten Mathias Blommer.

Der traute seinen Augen nicht, als er las, die Emigranten aus dem Rheinland würden unter unwürdigen Bedingungen in ihrer neuen Wahlheimat dahinvegetieren.

Der Maurermeister wollte diese seiner Ansicht nach absurde Fehlinformation - die dem gescheiterten Schneider und Früh-Heimkehrer Johann Küppers zuzuschreiben war - richtigstellen und schickte zahlreiche Briefe in die alte Heimat. Was gut gemeint war, uferte schnell aus und Blommer begann mit seinem Wohlstand hemmungslos zu prahlen.

Schmalbach ist überzeugt, dass die Osterather sich über dieses Buch freuen werden und es auch schnell vergriffen sein wird. Denn neben Blommers detaillierten Schilderungen vom Leben in Amerika, die der Lanker Mundartautor mit Erläuterungen und Kommentaren versehen hat, kann man der übersetzten Holzschneider-Chronik viel Wissenswertes über die Geschichte von Osterath entnehmen.

Zum Beispiel, wer denn überhaupt Barbara Gerretz ist (eine Wohltäterin, die sich mit ihrem Vermögen für bedürftige Schüler eingesetzt hat), warum die Hochstraße "Venedig des Niederrheins" hieß (stand vor der Kanalisierung ständig unter Wasser) oder was sich hinter "Vorwärts Osterath" (Radfahrverein) oder "Einigkeit Osterath" (Theaterverein) verbirgt.

Doch auch in Amerika bleiben die Auswanderer der Heimat verbunden. Schmalbach: "Blommer hat vier verschiedene Zeitungen, die die Familie abonniert hatte, nach Osterath geschickt - alle waren deutschsprachig und obendrein noch katholisch. Das zeigt: Die Deutschen in Amerika hatten gar keine Veranlassung Englisch zu lernen, weil sie ausschließlich unter Deutschen lebten."

Das ist inzwischen längst nicht mehr so, deutschstämmige Amerikaner beherrschen nur noch selten die Sprache ihrer Urväter. Damit sich das ändert, hofft Schmalbach, dass das Osterath-Buch nicht nur an Schulen verteilt, sondern womöglich auch ins Englische übersetzt wird.

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