Rathaussturm: Rammbock öffnet das Denkmal

Möhne und Minister stürmten am Donnerstag mit Untertanen das Rathaus.

Büderich. Zugemauert war das Büdericher Rathaus und mit einem leuchtend gelben Warnschild versehen: „Denkmal — Betreten verboten!“ An Altweiber hatten die Jecken zunächst einmal nicht viel zu lachen. Wie sollten sie das 111 Jahre alte Rathaus stürmen, wenn die Tür uneinnehmbar schien?

Auch intensives Schunkeln in bunter Kostümierung zu lauter Musik brachten nicht die Erleuchtung. Genauso wenig wie das Frühstück, das sich die Büdericher Möhne zuvor gegönnt hatten.

Das Team des Rathauses, die „Rathaus-Meister“ in ihren grauen Handwerkskitteln, frohlockte. Erste zaghafte Versuche der Kinderprinzenpaare aus Nierst und Lank-Latum, die Verteidiger mit heftigem Klopfen an die Eingangstür zum Einlenken zu bringen, fruchteten nicht.

Bürgermeister Dieter Spindler sah sich vom Balkon gelassen diese unnützen Versuche an. Er hatte gar die Stirn, gestärkt mit Schmalzbroten und Schokoküssen, sein Schwarzgeld unters Volk zu werfen: „Jetzt habt ihr das an der Backe, und wir müssen uns nicht mehr mehr mit dem Finanzamt herumschlagen!“

Allerdings umwölkte sich sein Blick, als er bemerkte, dass sich der Prinz der Freien Herrlichkeit Nierst, Christian Bongartz, mit seinen Ministern zurückzog, um anschließend stärkere Geschütze aufzufahren. Die Möhne und anderes jecke Volk auf der Dorfstraße johlten, als sie mit einem Rammbock zurückkamen. Zwar verspottete Spindler den noch hochnäsig als „Zahnstocher“, doch in seine Stimme schlichen sich erste Zweifel, ob er an diesem Tag den Rathausschlüssel verteidigen könne.

Und tatsächlich. Schon beim ersten kräftigen Stoß fiel die Rathaustür um, und das närrische Volk stürmte johlend die Räume des Bürgermeisters. Der beugte sich grinsend der jecken Tradition, verteilte freigiebig Schoko-Orden an die Kinder und Freibier an die großen Narren und ließ zu, dass sich die Kinderprinzen an seinem Schlips vergriffen.

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